"Black Pound Day": Eine Wirtschaftsidee gegen Rassismus auf Expansionskurs in London

Straßenszene in London
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Von Tadhg Enright mit Euronews
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Ethnische Minderheiten bevorzugt: Einmal im Monat sind Konsumentinnen und Konsumenten am "Black Pound Day" aufgerufen, ihre üblichen Einkaufswege zu verlassen. Das Modell macht sich gerade in britischen Großstädten breit.

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Im vergangenen Sommer ist im Zuge der Black Lives Matter Bewegung die Initiative Black Pound Day zunächst in London angelaufen. Sie ermutigte Verbraucherinnen und Verbraucher zunächst, an bestimmten Tagen gezielt bei schwarzen Einzelhändlern einzukaufen. Mittlerweile beteiligen sich über 1.500 Geschäfte in mehreren britischen Großstädten. Doch die Pläne der sozio-ökonomischen Bewegung gehen nicht nur geografisch viel weiter.

In Aimée Felones Londoner Buchhandlung stapeln sich in den Regalen Bücher, die sie mit ihrem jüngeren Ich im Kopf bestellt hat.

Die Buchändlerin erläuterte bei einem Rundgang mit Euronews-Reporter Tadhg Enright: "Das Buch hier ist "Little Leaders". Es ist einer unserer Bestseller für Kinder jeden Alters, einfach um etwas Inspirierendes zum Nachschlagen zu haben."

"Anstrengend auf beste Art"

In diesen Kinderbüchern sind Charaktere aus allen Gesellschaftsschichten vertreten. Im vegangenen Jahr zwang sie die Pandemie zur Schließung, aber der Black Pound Day kam zur Rettung.

Aimée Felone erklärte: "Wir erlebten einen Anstieg von wahrscheinlich 150 bis 200 Prozent in einem sehr kurzen Zeitraum, und das war so erstaunlich wie auch völlig überwältigend. Wir sind ein kleiner Laden und haben ein kleines Team, und diese Anzahl von Bestellungen zu bewältigen, war sehr anstrengend."

Reporter Enright fragte nach: "Aber auf eine gute Art und Weise?"

Aimée Felone: "Anstrengend auf die beste Art und Weise!"

Samstag ist Stichtag

Jeden ersten Samstag im Monat sind die Unterstützer des "Black Pound Day" aufgerufen, Geschäfte von Schwarzen durch Einkäufe zu unterstützen.

Die Idee stammt von dem Rapper Swiss, einem Mitglied der Hip-Hop-Gruppe So Solid Crew, der hier in Brixton in Südlondon aufgewachsen ist: "Ich habe gemerkt, dass es hier nicht viele schwarze Unternehmen gibt. Jeder Schwarze weiß, dass wir systemische Probleme im Land haben, weil wir nicht die gleichen Chancen bekommen."

Untersuchungen der British Business Bank legen nahe, dass Angehörige ethnischer Minderheiten hier nur eines von 20 Kleinunternehmen besitzen.

Und Risikokapitalgeber glauben, dass schwarze Geschäftsleute nur 1,5 Prozent der Investitionsmittel erhalten.

Der Tag vereint

Swiss: "Ich habe einfach gefragt: "Könnt ihr euch vorstellen, einen Black Pound Day zu haben? Ein Tag, an dem wir vereint sind, in schwarzen Unternehmen Geld ausgeben und helfen, unsere Wirtschaft aufzubauen."

Tadhg Enright fragte nach: "Er ist jetzt also fast ein Jahr alt. Was denken Sie, wie es gelaufen ist?"

Swiss: "Ich meine, es ist großartig gelaufen. Von einer Idee in meinem Auto, die ich einfach auf Instagram ankündigte, bis zum Interiew mit Ihnen unbd einer Vorstellung in der New York Times. Es lief einfach fantastisch."

Enright: "Und wie geht es weiter?"

Swiss: "Überall dorthin, wo Schwarze als Minderheit gelten und wirtschaftlich benachteiligt sind. Der Black Pound Day kann dort funktionieren."

Auch Makler sind auf der umfassenden Liste eingetragen:

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"Keine reichen Onkel und Tanten"

Unternehmerin Joycelyn Mate wusste, dass ihr Londoner Geschäft für natürliche Haarpflegeprodukte großes Potenzial hat, aber sie musste es mit Leidenschaft aufbauen: "Wir hatten nicht das Netzwerk, um es im Freundes- und Familienkreis bekannt zu machen. Wir hatten keine Eltern, die uns Geld für unser Geschäft gaben, wir hatten keine reichen Onkel und Tanten. Am ersten Black Pound Day haben wir mehr Geld verdient als je zuvor an einem Tag, und das kommt uns bis heute zugute. Wir sind sehr dankbar."

Und die Bewegung selbst ist nicht allein mit ihren globalen Ambitionen. Auch Joycelyn Mate hat Zukunftspläne: "Wir wollen das Geschäft nach Afrika bringen. Wir wollen es nach Amerika bringen. Wir wollen unsere Produkte in die Hände von mehr Familien legen."

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