Im Euronews-Interview: Assads Gegenkandidat Marei kritisiert Deutschland

Gegenkandidat Mahmoud Marei
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Von Mariam ChehabEuronews
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Assads chancenloser Gegenkandidat Mahmoud Marei meint, die in Deutschland lebenden Syrer hätten wählen dürfen sollen.

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Er galt von vornherein als chancenlos - und so ist es dann gekommen. Syriens Präsident Bashar al-Assad ist mit 95,1 Prozent wiedergewählt worden. Mahmoud Marei war einer der beiden Gegenkandidaten - der Anwalt lebt in Syrien, aber wird von der syrischen Opposition im Exil nicht anerkannt. 

Kurz vor Bekanntgabe des Wahlergebnisses hat der 67-Jährige, der sich keinesfalls als Marionette des Regimes sieht, ein Interview mit Euronews geführt.

"Syrien braucht alle seine Bürger im Land"

Als erstes Ziel hatte er sich gesetzt, die in den Libanon, die Türkei und nach Europa geflohenen Syrerinnen und Syrer ins Land zurückzuholen. Mahmoud Marei sagte: "Syrien braucht alle seine Bürger und eine internationale Anstrengung ist dafür nötig, sie zurückzuholen."

"Deutschland und die Türkei haben einen Fehler gemacht"

Die Frage nach der fehlenden Glaubwürdigkeit der von den EU-Staaten kritisierten Wahl beantwortete Marei mit den Worten: "Was die Position der Länder der Europäischen Union, einschließlich Deutschlands, betrifft, die die Syrer daran hinderten, an den Präsidentschaftswahlen teilzunehmen, denke ich, dass die deutsche Regierung einen Fehler gemacht hat und dass die Türkei einen Fehler gemacht hat."

Marei findet, dass die Syrer in Deutschland und in der Türkei ihre Meinung frei hätten äußern sollen, und es hätte ihnen ermöglicht werden sollen, "das effektivste Programm zu wählen und die qualifizierteste Person zu bestimmen, die Syrien in die nächste Phase führt".

Er sagte auch: "Wenn die Syrer Präsident Assad nicht mögen, können sie für den Kandidaten der Opposition oder für den anderen Kandidaten stimmen. Wichtig ist, dass die Syrer ihre Meinung frei äußern. Niemand zwingt sie in Deutschland, niemand drängt ihnen einen Kandidaten auf. Und niemand kann in Deutschland oder der Türkei betrügen, solange sie unter der Autorität ihrer Regierungen stehen."

Deutschland sieht - wie die meisten Staaten - die Wahlen in Syrien als "Farce" an.

Wahlen in einem Land im Krieg?

Mahmoud Mareis Antwort auf die Frage nach Wahlen in einem Land im Kriegszustand: "Syrien leidet seit zehn Jahren unter einem Krieg, aber es kann nicht sein, dass ein präsidiales, legislatives oder lokales Vakuum entsteht. Das Vakuum und jedes Vakuum muss gefüllt werden, sei es durch Präsidentschafts- oder Parlamentswahlen, und der Staat kontrolliert jetzt etwa 70% des Landes. Einige Gebiete bleiben unter der Kontrolle der Al-Nusra-Front in Idlib und unter der der Kontrolle der türkischen Besatzungstruppen im Grenzstreifen zwischen Syrien und der Türkei oder durch die Besetzung durch die US-Streitkräfte in der Al-Dschasira-Region in Zusammenarbeit mit der Qasd-Miliz, die syrisches Öl, Gas, Baumwolle und Weizen stiehlt und über den Nordirak und die Türkei verkauft. So wird das syrische Volk seiner täglichen Nahrung und seiner Ölderivate beraubt."

Journalist • Kirsten Ripper

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