Munition im Meer: Gefährliche Altlasten in der Nord- und Ostsee

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Von Denis LoctierSabine Sans
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Forscher weisen auf erhebliche Wissenslücken bezüglich der Verbreitung und Auswirkungen dieser Chemikalien für marine Ökosysteme hin.

Kontrollierte Sprengungen sind oft der sicherste Weg, um die unzählige verrostete Munition zu neutralisieren, die im 20. Jahrhundert verloren ging oder absichtlich auf dem Meeresboden versenkt wurde. Die Lage dieser tödlichen Abladeplätze ist oft schlecht dokumentiert. Schätzungen zufolge liegen allein in den deutschen Gebieten der Nord- und Ostsee etwa 1,8 Millionen Tonnen konventioneller und chemischer Kampfmittel.

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Man schätzt, dass seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs mindestens 50.000 Tonnen chemischer Waffen in die Ostsee gekippt wurden. Tödliche Gifte - wie Senf- und Tränengas sowie Nerven- und Lungenkampfstoffe - sickern in die Ostsee. Sie gilt bereits als eines der am stärksten verschmutzten Meeresökosysteme der Welt.

Munitionsbergung aus dem Meer: eine gefährliche Mission

Aaron Beck vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel leitet eine Ostsee-Forschungsexpedition, die diese weltweite Bedrohung untersucht.

"Es ist eine Mischung aus konventionellen Sprengstoffen - Sachen wie TNT - und chemischen Waffen", sagt der Forscher für aquatische Biogeochemie. "Es gibt eine enorme Menge an explosivem Material: Es ist genotoxisch, zytotoxisch und krebserregend. Alle diese Verbindungen sind giftig, wenn die jeweilige Konzentration hoch genug ist. Das ist die Hauptsorge."

Mit einer Unterwasserdrohne untersuchen Forscher die Meeresdeponie Kolberger Heide in der Nähe von Kiel. Allein in diesem Gebiet liegen rund 30.000 Tonnen rostende Seeminen, Fliegerbomben, Torpedo-Köpfe und andere Munition in großen Haufen oder verstreut auf dem Meeresboden.

"Wir wissen, dass Chemikalien aus der Munition austreten und in Organismen gelangen können", sagt Aaron Beck. "Es besteht also die Möglichkeit, dass sie über Meeresfrüchte von Menschen aufgenommen werden. Aber über diesen Aspekt ist noch wenig bekannt."

Die Kartierung der Giftmülldeponien soll helfen, einen gangbaren Weg zu finden, um diese Gefahr zu beseitigen.

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