Weniger Kunststoff: Aber wie?

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Von Guillaume Petit
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Einwegpackungen, Folien, Tüten: Kunststoffe sind im Alltag in Hülle und Fülle vertreten, sie sorgen für eine Menge Müll. Wie kann man den Abfall verringern?

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Eine Woche lang beschäftigt sich euronews schwerpunktmäßig mit Themen, die Umwelt und Gesundheit betreffen.

Man muss nicht lange suchen - auch im südfranzösischen Marseille nicht. Ob im Hafen, an der Küste, in Grünanlagen: Kunststoffabfall gibt es fast überall und ist nicht nur für Meerestiere gesundheitsgefährdend, sondern gelangt auch in die menschliche Nahrungskette. Vor der Küste von Marseille tauchen Mitglieder von Umweltvereinen ab, um Müll zu sammeln.

Kunststoffverpackungen, Dosen, Glasflaschen, Feuerzeuge und Becher: Alles aus dem Meer gefischt

Kévin Pincon, einer der Taucher, sagt: „Wir finden meistens Kunststoffverpackungen, Dosen, Glasflaschen, Feuerzeuge und Becher." Alles wird ganz genau festgehalten und fließt in eine Statistik ein. „Wir tragen alle Daten zusammen und bilden sie auf einer Karte ab, um ein Bild zu haben, wie sich die Lage in den Meeren entwickelt“, so der Biologe Brice Masi.

euronews-Reporter Guillaume Petit berichtet: „600 000 Tonnen Kunststoffabfall landet jedes Jahr im Mittelmeer. Frankreich gehört zu den Ländern, die für den meisten Kunststoffabfall sorgen. Wiederverwendet wird in Frankreich jedoch nur 24 Prozent des Kunststoffabfalls. In Spanien, Italien und Großbritannien sind es 40 Prozent.“

Frankreich will bis 2025 seinen gesamten Kunststoffabfall wiederverwerten. Allerdings werden oft Stoffe eingesetzt, die nach dem Wegwerfen gar nicht dazu geeignet sind, sie in anderer Form erneut zu verwenden. Und grundsätzlich gilt: Wiederverwertung verringert nicht den Einsatz von Kunststoffen.

Guillaume Pellegrin, Leiter einer Wertstoffsammelstelle in Marseille, meint: „Der herkömmliche Ansatz ist: Je mehr Müll man sammelt, desto mehr Geld verdient man. Unser Ansatz ist, die Müllquellen zu verringern und Maßnahmen einsetzen, damit weniger Abfall anfällt."

Unser Ansatz ist, die Müllquellen zu verringern und Maßnahmen einsetzen, damit weniger Abfall anfällt
Guillaume Pellegrin
Leiter einer Wertstoffsammelstelle in Marseille

Es gibt Möglichkeiten, Kunststoff einzudämmen: Khadidja Thierry, Ladenbesitzerin aus Arles, hat zum Beispiel Plastikflaschen aus ihrem Angebot verbannt. „Nur weil ich Unternehmerin bin, will ich deshalb nicht meine Pflichten als Bürgerin vergessen“, sagt sie.

Für den Anstoß sorgte Stéphanie Dick, Gründerin des Umweltvereins „Challenge zéro déchet plastique“. Dick erläutert: „Selbst wenn Stoffe wiederverwendet werden, gibt es immer noch Verschmutzung, man hat immer noch Schwund und nutzt Materialien. Das ist keine Langzeitlösung. Wir müssen weniger Kunststoff verwenden und müssen Wegwerfstoffe durch wiederverwendbare Verpackungen ersetzen."

Frankreich will Einwegkunststoffe verbieten

Ab 2025 werden Einwegkunststoffe in Frankreich verboten sein. Umweltschutzverbände fordern eine strengere Regelung, andere halten das Ziel für nicht umsetzbar und weisen auch auf den Umsatz hin, den die Kunststoffindustrie jedes Jahr macht: 2019 waren es in Europa 350 Milliarden Euro.

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