Kanada: Erneut Hunderte Gräber an ehemaliger Schule für indigene Kinder entdeckt

Kanada: Erneut Hunderte Gräber an ehemaliger Schule für indigene Kinder entdeckt
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Im Mai waren über 200 Gräber in Britisch-Kolumbien entdeckt worden. Nun gibt es eine erneute Schreckensmeldung aus Sasketchewan.

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In Kanada sind auf dem Gelände eines ehemaligen Internats für indigene Kinder erneut Hunderte Gräber entdeckt worden. Man sei bisher auf 751 unmarkierte Gräber gestoßen, so Cadmus Delorme, Chef des Volk der Cowesses, auf dessen Territorium sich die frühere Schule befindet. 

Das Gelände liegt südlich der Stadt Regina in der zentralkanadischen Provinz Sasketchewan. Die Indigenen hatten die Einrichtung in den 70er Jahren von der katholischen Kirche übernommen. "1960 waren die Gräber markiert", so Delorme. "Die Vertreter der katholischen Kirche haben die Grabsteine entfernt. Heute sind die Gräber nicht markiert."

Indigenen-Chef: "Papst muss sich entschuldigen"

Bisher sei nicht klar, ob dort nur Kinder oder auch Erwachsene beerdigt wurden, so der Cowesses-Chef. Das Volk hatte Anfang Juni damit begonnen, das Gelände mit Radargeräten abzusuchen, nach dem Ende Mai ein Massengrab mit 215 indigenen Kindern bei einem früheren Internat in der Provinz Britisch-Kolumbien gefunden worden war. Auch die Kamloops-Schule wurde bis in die späten 70er von der katholischen Kirche betrieben. 

Cowesses-Chef Delorme forderte nach dem erneuten Fund eine Entschuldigung vom Papst: "Der Papst muss sich dafür entschuldigen, was im Marieval-Internat passiert ist, für die Auswirkungen auf das Volk der Cowesses, auf Überlebende und Kritiker. Eine Entschuldigung ist einer von vielen Schritten zur Heilung."

Trudeau: "Teil einer größeren Tragödie"

Der kanadische Premier Justin Trudeau schrieb in einer Erklärung, die Funde seien Teil einer größeren Tragödie und eine schändliche Erinnerung an den Rassismus und die Ungerechtigkeit, die Indigene in Kanada immer noch erlebten. 

Bis in die 90er Jahre hinein wurden Kinder der sogenannten First Nations in Kanada ihren Familien entrissen und zur Umerziehung in die von der Regierung finanzierten Internate gesteckt. Gewalt und sexueller Missbrauch gehörten in diesen Schulen zur Tagesordnung.

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