Spuren-Puzzle nach Dreifachmord: Hassbotschaften und kranke Psyche?

Große Anteilnahme in der Bevölkerung: Am Tatort im Zentrum von Würzburg wurden Blumen niedergelegt und Kerzen angezündet
Große Anteilnahme in der Bevölkerung: Am Tatort im Zentrum von Würzburg wurden Blumen niedergelegt und Kerzen angezündet Copyright AP Photo/Michael Probst
Von Euronews mit dpa
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Nach Polizeiangaben wurden in der Unterkunft des Tatverdächtigen "Hassbotschaften" gefunden. Der Anwalt des Mannes geht von einer spontanen Tat aus. Ein Würzburger Haftrichter beschuldigt den Somalier des Dreifachmords und sechsfachen Mordversuchs.

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Nach der Bluttat im Zentrum von Würzburg herrscht weiter Unklarheit über das Motiv des Tatverdächtigen 24-Jährigen aus Somalia.

In einem Kaufhaus kamen drei Frauen durch Messerstiche ums Leben. Mehrere Passanten wurden schwer verletzt. Eines der Opfer schwebte an diesem Samstag noch in Lebensgefahr. Zwei weitere konnten nach Hause entlassen werden.

Der Anwalt des Somaliers, der nach einem Haftprüfungstermin am Samstag in Untersuchungshaft kam, sagte in einer ersten Stellungnahme: "Das Verbrechen ist im Moment nicht erklärbar. Das muss durch die weiteren Ermittlungen geklärt werden und das Motiv ist auch wichtig für die Verteidigung. Zur Zeit gehe ich davon aus, dass es sich um eine spontane Tat einer psychisch gestörten Person handelt. Über einen islamistischen Hintergrund zu spekulieren, erscheint mir verfrüht."

Hassbotschaften und IS-Verbindung?

Nach Polizeiangaben wurden in der Obdachlosenunterkunft des Mannes Hassbotschaften entdeckt, die jetzt ausgewertet werden. Über den Inhalt der Botschaften sagte die Polizei nichts. Medien berichteten, es sei vor Ort auch Propagandamaterial der Miliz Islamischer Staat gefunden worden.

Bislang gehen die Ermittler weiterhin davon aus, dass es sich um einen Einzeltäter handelt. Mitbewohner der Obdachlosenunterkunft beschrieben den Somalier als schweigsamen Einzelgänger.

Der Somalier war 2015 nach Deutschland eingereist und hielt sich legal zunächst in Chemnitz und ab 2019 in Würzburg auf. Er soll psychische Auffälligkeiten gezeigt und deshalb in Behandlung gewesen sein.

Gedenken auf der Straße und im Kiliansdom

Der bayrische Ministerpräsident Markus Söder sprach von einem "Amoklauf". In ganz Bayern wurden Flaggen vor öffentlichen Gebäuden auf halbmast gehisst. Im Kiliansdom wurde eine Gedenkfeier für die Opfer abgehalten.

Vor dem Woolworth-Kaufhaus in der Innenstadt von Würzburg legten Trauernde Blumen nieder und zündeten Kerzen in Erinnerung an die Opfer an.

Auch Söder wirkte bei seinem Auftritt vor Medienvertretern mitgenommen: "Die Ereignisse von Würzburg sind unfassbar und schockierend. Wir trauern mit den Opfern. Wir bangen, beten und hoffen mit den Verletzten und ihren Angehörigen. In dieser ganz schweren Zeit sind alle Bayern solidarisch und stehen hinter den Menschen."

Ob der 24-Jährige aus islamistischen Motiven handelte oder zum Tatzeitpunkt verwirrt war, müssen die weiteren Ermittlungen klären. Ihm werden dreifacher Mord und sechsfacher Mordversuch angelastet.

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