Würzburg: Bayerns Innenminister Herrmann sieht Hinweise auf ein islamistisches Motiv

Polizisten sichern die Gegend um den Tatort nach einem Messerangriff in Würzburg, 25.06.2021
Polizisten sichern die Gegend um den Tatort nach einem Messerangriff in Würzburg, 25.06.2021 Copyright Karl-Josef Hildenbrand/dpa via AP
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Von Euronews mit dpa, AP
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Nach der tödlichen Messerattacke von Würzburg rückt die Frage nach dem Motiv des Täters in den Mittelpunkt.

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Nach den Messerangriffen in der Würzburger Innenstadt mit drei Toten und sieben Verletzten gibt es Bayern Innenminister zufolge Hinweise auf ein islamistisches Motiv des Täters. Joachim Herrmann (CSU) erklärte gegenüber Bayern 2 radioWelt am Morgen: "Es gibt Zeugen, die sagen, der Täter habe im Kaufhaus 'Allahu Akhbar' gerufen, als er die ersten Stiche auf Personen verübt hat. Es gibt weitere Aussagen vom Laufe des Abends, als der Täter davon gesprochen haben soll, es sei sein persönlicher Beitrag zum Dschihad. Es ist in seiner Unterkunft einiges an Material gefunden worden, was auf islamistisches Propagandamaterial hindeutet."

Motivsuche gestaltet sich schwierig

Die Suche nach den Hintergründen für den tödlichen Messerangriff am vergangenen Freitag gestaltet sich für die Ermittler schwierig. Der Tatverdächtige, ein seit 2015 in Deutschland lebender Somalier, war in der Vergangenheit wegen Bedrohung und Beleidigung polizeibekannt, er kam deshalb zeitweise in eine Psychiatrie. Ein entsprechendes psychiatrisches Gutachten steht noch aus, wie die Generalstaatsanwaltschaft Bamberg erklärte.

Das bayrische Landeskriminalamt (LKA), das in dem Fall die Ermittlungen zusammen mit der Generalstaatsanwaltschaft München übernommen hat, hält sich bedeckt zu einem möglichen islamistischen Motiv. Es warnte allerdings vor übereilten Schlüssen. Derzeit werde die psychische Erkrankung des mutmaßlichen Täters untersucht.

Extremismus und psychische Vorbelastung schließen sich nicht aus

Für Peter Neumann, Terrorismusforscher am King's College London, ist die entscheidende Frage, ob der Täter bei der Ausführung und/oder Vorbereitung der Tat zurechnungsfähig gewesen sei. Bei Psychosen oder sehr schweren Persönlichkeitsstörungen sei das nicht der Fall. "Doch bei leichteren Persönlichkeitsstörungen schließen sich Extremismus und psychische Vorbelastung nicht gegenseitig aus", meint Neumann. Sie könnten sich ergänzen und eventuell sogar verstärken.

Bei der Suche nach einem Motiv müsse etwa untersucht werden, wie lange und intensiv sich der 24-Jährige mit dschihadistischen Inhalten beschäftigt habe. Auch, ob er darüber mit anderen kommuniziert, oder in jüngster Zeit ein gesteigertes Interesse daran gezeigt habe, sei Gegenstand der Ermittlungen.

Im Raum steht auch, ob sich die Taten gezielt gegen Frauen gerichtet hätten. Nur zwei der angegriffenen Menschen waren Männer. Derzeit werden auch Gegenstände, die der Tatverdächtige in seiner Obdachlosenunterkunft aufbewahrte, überprüft, darunter ein Handy.

Der Verdächtige hatte am vergangenen Freitag in einem Würzburger Kaufhaus mehrere Frauen niedergestochen, die ihren Verletzungen erlagen. Danach verletzte er drei weitere Frauen, einen Jugendlichen und ein Mädchen lebensgefährlich. Zwei weitere Menschen kamen mit leichten Verletzungen davon. Nach der Tat konnte der Mann von der Polizei überwältigt und festgenommen werden.

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