Polen: Bischöfe entschuldigen sich bei Missbrauchsopfern

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Copyright AP / Czarek Sokolowski
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Bei der katholischen Kirche Polens sind nach eigenen Angaben seit 2018 mehrere hundert neue Klagen wegen sexuellen Missbrauchs eingegangen. Seit März verhängte der Vatikan Disziplinarstrafen gegen fünf polnische Bischöfe.

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Bei der skandal-geschüttelten katholischen Kirche Polens sind nach eigenen Angaben seit 2018 mehrere hundert neue Klagen wegen sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen durch Geistliche eingegangen.

Von Juli 2018 bis Ende letzten Jahres erhielt die Kirche Berichte über 368 Fälle von sexuellem Missbrauch – einige Fälle liegen Jahrzehnte zurück, andere passierten kürzlich.

Die polnische Kirche hielt 39 % der Beschwerden für begründet, ermittelt noch bei knapp 51 % und lehnte 10 % mangels Glaubwürdigkeit ab.

Das Oberhaupt der polnischen katholischen Kirche hat sich bei den Opfern der Misshandlungen durch Priester entschuldigt.

Wojciech Polak, Erzbischof von Gniezno und Primas der katholischen Kirche in Polen:

“Heute möchte ich mich als Beauftragter der Bischofskonferenz für Schutz von Kindern und Jugendlichen an die Geschädigten und alle Empörten in der Kirche wenden und sie noch einmal um Vergebung bitten.”

DISZIPLINARSTRAFEN

Allein seit März verhängte der Vatikan Disziplinarstrafen gegen fünf polnische Bischöfe wegen Versäumnissen im Umgang mit Missbrauchsfällen.

Darunter sind neben dem emeritierten Bischof Rakoczy (83) auch der Danziger Alterzbischof Slawoj Leszek Glodz (75) und der 2020 zurückgetretene Bischof von Kalisch (Kalisz), Edward Janiak (68).

Zuletzt wurden die emeritierten Bischöfe von Grünberg (Zielona Gora) und Landsberg (Gorzow) gemaßregelt, Stefan Regmunt (70) und Stanislaw Napierala (84). Alle fünf dürfen entweder in ihren ehemaligen Diözesen oder überhaupt an keinen öffentlichen Gottesdiensten mehr teilnehmen.

Der Vatikan verpflichtete die Bischöfe zudem zur Zahlung eines “angemessenen” Geldbetrags an eine Kirchenstiftung, die Präventionsmaßnahmen gegen sexualisierte Gewalt an Minderjährigen unterstützt.

Den Vorwurf der Vertuschung gegen einen der prominentesten Kirchenmänner Polens, Kardinal Stanislaw Dziwisz, überprüfte jüngst ein Abgesandter des Vatikans, der Vorsitzende des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) und emeritierte Erzbischof von Genua, Kardinal Angelo Bagnasco.

Dziwisz galt für viele Polen bislang als unantastbar. Der 82-Jährige war Privatsekretär des heiligen Papstes Johannes Paul II. (1978-2005) und anschließend bis 2016 Erzbischof von Krakau. Bagnasco besuchte Polen vom 17. bis 26. Juni, sah Dokumente ein und führte Gespräche, so die Vatikanbotschaft in Warschau. Seine Aufgabe war demnach "die Überprüfung der auch öffentlich signalisierten Vernachlässigung durch Kardinal Stanislaw Dziwisz während seiner Amtsführung als Metropolitan-Erzbischof von Krakau (2005-2016)".

Der italienische Kardinal werde nun dem Heiligen Stuhl über die Ergebnisse seiner Visite berichten.

Die staatliche Aufarbeitungskommission für sexuellen Kindesmissbrauch in Polen erhöhte den Druck auf die Kirche weiter. Sie verlangt die Herausgabe von Akten – wozu die Bischöfe bisher nicht bereit sind.

su mit KNA

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