Film "Colors of Tobi": Wie lebt es sich als Trans-Teenager in einem Dorf in Ungarn?

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Ungarn steht wegen LGBTQ-feindlicher Gesetze in der Kritik. Der Dokumentarfilm "Colors of Tobi" erzählt, wie eine Familie mit Transsexualität umgeht.

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Der Umgang mit LGBTQ-Menschen ist in Ungarn ein schwieriges Thema. Zuletzt sorgte das Gesetz, das Darstellungen sexueller Minderheiten in Medien für Minderjährige verbietet, für Aufsehen. Nichtsdestotrotz oder gerade deswegen war der Andrang groß, als der Dokumentarfilms "Colors of Tobi" in Budapest gezeigt wurde. Er erzählt die Geschichte der Familie von Eva Tuza, deren Tochter ein Junge sein will.

"Für mein stabil heterosexuelles Gehirn, oder wie auch immer ich das nennen soll, ist es schwierig damit umzugehen", so Tuza. "Deswegen sage ich mir einfach, dass er/sie eine Künstlerin ist."

Wird es für Trans-Jugendliche schwerer, sich Hilfe zu holen?

Tuza ist Mitglied einer Elterngruppe, die LGBTQ-Kinder und -Jugendliche unterstützt. Junge Menschen, die sich von ihren Eltern nicht akzeptiert fühlen oder sich schämen, wenden sich an sie. Auch ihr Sohn dachte mit 16 an Selbstmord, erzählt sie: "Als das Gesetz beschlossen wurde, habe ich gedacht, wenn sich ein 16-jähriger LGBTQ-Teenager nicht an seine Eltern wenden kann, wen hätte er oder sie von dieser Toilette aus angerufen? Hätte sie oder er sich an ihren oder seinen Lehrer gewandt? Hätte er oder sie den oder die Schul-PsychologIn um Hilfe gebeten? Wer hilft einem oder einer 16-Jährigen?"

Tobi, die Titelfigur des Films, hat seinen Eltern mit 13 gesagt, dass er sich anders fühlt als andere Jugendliche. Er hat dann auf einer Online-Plattform Menschen kennengelernt, denen es ähnlich geht. "Ich musste heulen, weil ich so glücklich war zu sehen, dass es für Menschen wie mich einen Begriff gibt", so Tobi Tuza. "Dass es nicht nur mich betrifft, sondern so viele andere Menschen, denen es ähnlich geht, so dass ich nicht alleine bin. Ich fürchte, dass die meisten jungen Menschen diese Euphorie nicht erleben können, weil es ihnen so gut wie verboten wird, anderes kennenzulernen."

Die Regisseurin Alexa Bakony hat die Familie über vier Jahre lang begleitet. Es ist ihre erste Dokumentation in Film-Länge. Sie sieht sich als Chronistin. "Das ist die persönliche Geschichte einer Familie", so Bakony. "Natürlich sehen die Zuschauer diese durch meinen subjektiven Filter, ich behaupte aber nicht zu wissen, was man davon halten soll. Ich denke, ich lasse jedem die Freiheit, sich ein eigenes Bild zu machen."

"Colors of Tobi" war in diesem Jahr auf mehreren Fillmfestivals zu sehen, unter anderem dem ZagrebDox-Festival in Kroatien und an diesem Wochenende im Rahmen des Filmfestivals in Thessaloniki. In Ungarn hat er derzeit noch eine Altersfreigabe ab 16. Durch das neue LGBTQ-Gesetz wird diese wahrscheinlich auf 18 steigen.

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