Wahllose Tötungen: Mexikanische Bauern greifen zu den Waffen

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Von Euronews mit AFP
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In Mexiko bilden sich immer mehr Bürgerwehren. Etwa 50 Bürgermilizen soll es im ganzen Land geben, die sich gegen die Gewaltherrschaft durch Drogenbanden selbst verteidigen.

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Diese Karawane bewaffneter Männer bewegt sich frei auf einer Straße in Michoacán, im Westen Mexikos - aber sie sind keine Polizisten. Sie seien Avocado-Bauern, sagen sie, die sich gegen die  Gewaltherrschaft durch Drogenbanden und Kriminelle des organisierten Verbrechens wehren wollen.

In Mexiko bilden sich immer mehr Bürgerwehren. Etwa 50 soll es im ganzen Land geben. Bewaffnet mit Gewehren und Pistolen patrouillieren sie, unterhalten Kontrollpunkte, errichten Schützengräben und Barrikaden.

Das Ergebnis jahrzehntelanger Abwesenheit von Polizei und Staat und der Existenz von etwa 200 bewaffneten Drogenhandelsorganisationen in Mexiko.

"Wir müssen das so machen, bewaffnet sein, um uns zu verteidigen", erklärt ein vermummter Mann der "Pueblos Unidos", die vor einigen Monaten entstanden ist und nach eigenen Angaben 700 Mitglieder hat. "Ich fange an, mich sicherer zu fühlen. Früher, als wir unbewaffnet waren, kamen sie und haben mit uns gemacht, was sie wollten." Heute würde nichts mehr passieren, fügt der Mann hinzu. 

Gewalttätige Kartelle auf dem Vormarsch

Die Bürgermilizen sagen, dass sie den Einfluss der Kartelle eindämmen wollen, die ihre Angriffe in den Bundesstaaten Michoacán, Tamaulipas (im Nordosten, an der Grenze zu den Vereinigten Staaten) und Zacatecas (im Norden) verstärkt haben.

Im Mai gab es in Mexiko 2.963 vorsätzliche Tötungsdelikte, seit Januar waren es nach Angaben der Regierung insgesamt 14.243.

Bei einem der schwersten Vorfälle töteten Bewaffnete des Golfkartells am 19. Juni in Reynosa, Tamaulipas, 15 Menschen. Vier Angreifer wurden von Polizeibeamten erschossen. Einer der Verhafteten gab an, dass das Massaker dazu gedacht war, "aufzuheizen" - eine Methode der wahllosen Tötungen, um die Aufmerksamkeit der Behörden auf bestimmte Bereiche zu lenken und von anderen abzulenken.

Präsident will keine gewaltsame Konfrontation mit den Kartellen

Der mexikanische Präsident lehnt die Selbstverteidigungsgruppen der Bürger ab, sie seien zu einer Fassade für die kriminellen Banden geworden.

Der Mann, der nicht erkannt werden will, sagt verärgert, dass der Präsident mal in seine Gegend kommen sollte, um sich die Realität anzuschauen. Hier würde das Jalisco Cartel New Generation (CJNG) Kartell regieren, eines der mächtigsten. Polizei und Militär "hatten Angst vor den Kriminellen oder die Kriminellen bezahlten sie, um nichts zu tun", sagt er. 

Mexikos Präsident Andrés Manuel López Obrador will eine gewaltsame Konfrontation mit den Rauschgiftkartellen vermeiden. Kritiker der Regierung werfen ihm vor, mit dem laschen Vorgehen die Autorität des Staates auf die lokalen Bürgermilizen zu übertragen.

Eine Frau, die sich an solch einer Miliz beteidigt, sagt: "Diese Bewegung ist aus bestimmten Gründen entstanden, wir sind nicht zum Spaß hier. Wir leben nicht in Sicherheit. Wenn wir damit aufhören würden, wüssten wir nicht, was mit uns passieren würde. Die Erpressungen und das Verschwinden von Menschen würden wieder anfangen. Wir kämpfen für unsere Kinder, für unsere Familien."

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