Flüchtlingswelle in Litauen - ein Rachefeldzug aus Belarus?

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Von Euronews mit dpa
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Die Zahl der Migranten, die aus Belarus nach Litauen flüchten, ist sprunghaft gestiegen. Die EU-Grenzschutzagentur Frontex hat wegen der vielen illegalen Übertritte ihren Grenzschutz in Litauen verstärkt.

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Die Zahl der Migranten, die aus Belarus nach Litauen flüchten, ist sprunghaft gestiegen. Die EU-Grenzschutzagentur Frontex hat wegen der vielen illegalen Übertritte ihren Grenzschutz in Litauen verstärkt.

Im Juni hat sich die Zahl der illegalen Grenzübertritte von Belarus nach Litauen versechsfacht und den Druck auf die nationalen Grenzkontrollbehörden erhöht. Im Juli hat sich das Phänomen noch beschleunigt. Insgesamt mehr als 1.600 Menschen sind in den letzten zwei Monaten illegal über die Grenze gekommen - 20 Mal mehr als im gesamten Jahr 2020.

Hunderte Geflüchtete leben jetzt in einem Flüchtlingslager, das in einer leerstehenden Schule im litauischen Dorf Vereniejai eingerichtet wurde. Dort berichten Migranten aus Ländern wie dem Irak und Kamerun, dass sie Tausende Dollar bezahlt haben, um sich über die Grenze nach Europa schleusen zu lassen.

Mustafa Hussein Hanada aus dem Irak sagt: "In Minsk habe ich jemandem 1.400 Dollar gegeben, damit er mich in den Wald bringt. Ich glaube, es war an der Grenze. Sie haben mir den Weg gezeigt und gesagt 'Geh in diese Richtung.' Dann bin ich gelaufen."

Haidar Al-Garawg, ebenfalls aus dem Irak, erzählt: "Ich habe 15 100-Dollar-Noten ausgegeben, also 1.500 Dollar. Ich habe versucht durch den Wald zu laufen. Wir kamen an einen Sumpf, wo das Wasser sehr hoch stand, aber wir sind weiter durch das Wasser gelaufen. Es war schwer, hierherzukommen. Wir sind wilden Tieren begegnet und anderen Dingen. Ich dachte, wir würden in diesem Wald sterben. Aber Gott sei Dank, sind wir gerettet und hier angekommen."

Es ist offensichtlich ein Racheversuch des Regimes an Litauen und der gesamten Europäischen Union für ihre Unterstützung der Zivilgesellschaft in Belarus.
Swetlana Tichanowskaja, belarusische Oppositionsführerin

Jess aus Kamerun hatte in den sozialen Medien gesehen, dass viele Leute über die Grenze nach Litauen gekommen sind und es deshalb selbst versucht.

Der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko hat der EU wiederholt damit gedroht, als Reaktion auf die verhängten Sanktionen Flüchtlinge durchzulassen. "Es ist offensichtlich ein Racheversuch des Regimes an Litauen und der gesamten Europäischen Union für ihre Unterstützung der Zivilgesellschaft in Belarus", sagte die belarusischen Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja aus dem litauischen Exil.

Die Situation dort sei beunruhigend, daher habe man sich zu einer schnellen Intervention an dieser EU-Außengrenze entschieden, sagte Frontex-Direktor Fabrice Leggeri am Montag. Außer Grenzschützern und Patrouillenfahrzeugen werde man in den kommenden Tagen auch speziell geschulte Beamte für Befragungen der Flüchtlinge entsenden, um die kriminellen Netzwerke aufzudecken, die hinter der Aktion ständen.

Litauen hat eine fast 680 Kilometer lange Grenze zu Belarus. Bereits jetzt patrouillieren sechs Frontex-Beamte mit ihren litauischen Kollegen die Grenze. Frontex machte zunächst keine Angaben dazu, um wie viele Männer und Frauen der Einsatz nun verstärkt werden soll. Nach Angaben des litauischen Grenzschutzes sollte ihre Zahl ursprünglich auf 30 wachsen. Nun soll das Kontigent nach litauischen Vorstellungen auf 60 Beamte erhöht werden.

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