Patientin ringt nach Luft: Covid-19-Schock-Video sorgt für Entrüstung

Screenshot des YouTube-Videos der australischen Regierung
Screenshot des YouTube-Videos der australischen Regierung Copyright Australian Government Department of Health
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Von Kirsten Ripper mit AP, CNN
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Ein Video der Regierung in Australien, das drastisch für Covid-19-Impfungen werben sollte, steht heftig in der Kritik. Doch wie ist die Covid-19-Lage down under?

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Ein Video des Gesundheitsministeriums sorgt in Australien für Empörung. Wer sich den Clip anschauen möchte, wird gewarnt: "Das folgende Video zeigt die Darstellung einer schweren Covid-19-Erkrankung. Einige könnten sich davon gestört fühlen."

Dann ist eine Frau mit einem Schlauch in der Nase zu sehen, die nach Luft ringt. Im Bild steht: "Covid-19 kann jeden treffen. Lassen Sie sich testen. Reservieren Sie Ihre Impfung." Der 30-Sekunden-Clip endet mit der Ansage, dass es sich um ein offizielles Video der Regierung in Canberra handelt.

Die Kampagne wird seit Sonntag vor allem in Sydney ausgestrahlt - wie CNN berichtet. Australiens Chief Medical Officer, Paul Kelly, sagte auf einer Pressekonferenz zu dem "drastischen" Clip: "Wir tun dies wegen der (Covid-19) Situation." Zuletzt hatte es in Sydney mehrere Fälle der Delta-Variante des Coronavirus gegeben - aktuell ist die Metropole im Lockdown.

Doch die Kampagne der Regierung hat einen Haken: Jüngere Menschen - wie die in dem Video gezeigte Frau - können sich in Australien noch gar nicht impfen lassen. Es gibt nicht genug Impfstoffe für jüngere Leute.

Bill Bowtell, außerordentlicher Professor an der Universität von New South Wales und strategischer Berater für Gesundheitspolitik, kritisierte den Clip als "in jeder möglichen Weise falsch konzipiert".

Anfang Juli hatte Ministerpräsident Scott Morrison zwar angekündigt, dass Australierinnen und Australier unter 40 Jahren ihren Hausarzt um eine AstraZeneca-Impfung bitten könnten. Allerdings haben eigentlich Risikogruppen wie Beschäftigte im Gesundheitswesen und ältere Menschen Vorrang.

Mehrere hochrangige Vertreter des australischen Gesundheitswesens widersprachen Morrisons Aufforderung und erklärten, für Jüngere sei es besser, auf das Vakzin von BioNTech/Pfizer zu warten - wegen des Risikos seltener Blutgerinnungsprobleme durch AstraZeneca.

Die australischen Behörden meldeten am Dienstag einen leichten Rückgang der Neuinfektionen in Sydney, ließen aber die Möglichkeit offen, den Lockdown der größten Stadt des Landes zu verlängern. Der Ausbruch der Delta-Variante solle im Keim erstickt werden. Die Behörden meldeten auch den Tod eines etwa 70-jährigen Mannes, es ist der zweite Corona-Todesfall in Australien in diesem Jahr.

In ganz Australien sind nur etwa 9 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft. Die 7-Tage-Inzidenz ist mit 1,9 extrem niedrig, allerdings verfolgt die Regierung eine strenge Corona-Politik und hat sich seit Beginn der Pandemie weitgehend vom Rest der Welt abgeschottet.

Gleichzeitig fragen sich US-amerikanische und britische Medien, wie lange Australiens Regierung ihren Bürgerinnen und Bürgern die Abschottung noch auferlegen kann. "Wie lange hält die Festung noch?" lautet eine Schlagzeile der New York Times. "Wie lange kann Australien so weitermachen? Bei einer so niedrigen Impfquote" fragt der GUARDIAN.

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