Überwachungs-Software Pegasus: Mittel zum Zweck in Ungarn?

Überwachungs-Software Pegasus: Mittel zum Zweck in Ungarn?
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Von Luis Nicolas JachmannÁdám Magyar
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Der Ausspäh-Skandal rund um die israelische Spy-Software soll auch in Ungarn zum Einsatz gekommen sein. Das Journalisten-Konsortium hat Beweise dafür, dass ungarische Reporter durch den ungarischen Staat überwacht worden seien.

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David Dercsenyi ist Journalist in Ungarn - lange arbeitete er für die Wochenzeitung HVG - wie er selbst sagt - immer sorgfältig und unvoreingenommen. Und dennoch wurde er vom Staat überwacht - wie drei weitere Journalisten in seinem Land. Sie alle wurden Opfer der Trojaner-Software Pegasus, die der israelische Anbieter NSO weltweit an Staaten wie Ungarn geliefert haben soll, um private Nachrichten mitzulesen. David Dercsenyi erzählt, dass auch seine Frau ausgespäht wurde. "Sie haben alles mitgelesen. Das Privatleben meiner Frau, ihre Nachrichten, alles über unsere Kinder. Alles Private ist doch heutzutage auf unseren Mobilfunkgeräten, private Nachrichten, Bilder. Aber diese intimen Informationen haben nichts in den Händen von Geheimdiensten zu tun", bedauert Dercsenyi.

Dercsenyi ist einer von vermutlich vielen Opfern der Spähsoftware. Journalist:innen aus 10 Ländern haben den Skandal aufgedeckt - in Zusammenarbeit mit Nicht-Regierungsorganisationen Amnesty International und Forbidden Stories.

Auf mehr als der Hälfte der untersuchten Telefone wurden Spuren der Pegasus-Software gefunden, die selbst verschlüsselte Nachrichten lesen kann. Besonders gefährlich wird es, wenn autoritäre Staaten so Zugang zu privaten Nachrichten habe, so Amnesty International in Ungarn: "Diese Affäre hat bewiesen, dass es möglich ist, Spionage-Software zu kaufen und sie dann zu benutzen, um Menschen zu überwachen und in einigen Fällen das Leben von Menschen zu zerstören."

Amnesty warnt vor Pegasus

Auch das Smartphone des ungarischen Investigativjournalisten András Szabó wurde zur Zielscheibe der Ausspäh-Software. Sein Gerät soll ausgerechnet zum Zeitpunkt gehackt worden sein, als er einen wichtigen Artikel veröffentlicht hat. Warum er ins Blickfeld der Überwachung geriet, weiß er bis heute nicht.

UNO fordert Regulierung

Der Überwachungsskandal schlägt international hohe Wellen - nicht aber in Ungarn selbst. Die Familienministerin Katalin Novák gab zu Protokoll, dass sich die Regierung "zu solchen Gerüchten" nicht äußere. Oppositionspolitiker:innen in Ungarn forderten eine sofortige Aufklärung.

Und auch die Vereinten Nationen beschäftigen sich mit dem weltweiten Skandal. Überwachungstechniken und deren Verkauf müssten transparenter "reglementiert" werden, so die UNO.

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