Covid-19 in Tunesien: Nicht genug Sauerstoff, die Tränen des Klinikchefs

Dramatische Corona-Lage in Tunisien
Dramatische Corona-Lage in Tunisien Copyright Hassene Dridi/Copyright 2021 The Associated Press. All rights reserved
Von Euronews mit AFP
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button

In Tunesien ist die Corona-Lage dramatisch. Ein verzweifelter Krankenhaus-Direktor steht sinnbildlich für die Situation.

WERBUNG

Anders als in den Nachbarländern Marokko und Algerien ist die Corona-Lage in Tunesien derzeit dramatisch. Täglich sind zuletzt zwischen 150 und 200 Patientinnen und Patienten an Covid-19 gestorben. Die Krankenhäuser sind überfüllt. Es fehlt an Impfstoff und an Sauerstoff.

Die 7-Tage-Inzidenz in Tunesien liegt bei 411 - in Algerien sind es 16,5, in Marokko 41.

Auf vielen tunesischen Intensivstationen gibt es auch für Schwerkranke keinen Platz mehr. Das Krankenhaus-Personal arbeitet schon lange am Limit.

Etwa 13 Prozent der erwachsenen Bevölkerung des Landes haben eine erste Impfdosis erhalten, 6,6 Prozent sind vollständig geimpft. "Wir brauchen sehr schnell 4 bis 6 Millionen Dosen Impfstoff. Es sterben Menschen. Das ist ein Notruf", erklärt der Notfall-Mediziner Dr. Amor Slama auf France Info.

Für viel Anteilnahme in den sozialen Medien sorgt ein Video, das einen verzweifelten Krankenhaus-Direktor aus Mateur zeigt. Er kann die Tränen nicht zurückhalten, während er auf Nachschub an Sauerstoff wartet, den die 40 schwer in Covid-19-Erkrankten in seiner Klinik dringend benötigen

Der Journalist Soufien Ben Aissa, der das Video gedreht hat, erklärt in LE PARISIEN zu der Szene aus dem Krankenhaus in Mateur: "Draußen standen besorgte Familienangehörige der Patienten und warteten verzweifelt auf die Ankunft der Sauerstoffflaschen. Aber der LKW, der das Krankenhaus beliefern sollte, kam nicht. Ich drehte mich um und sah, wie dieser Mann in Tränen ausbrach und uns erzählte, dass er keinen Sauerstoff mehr hatte und dass er Patienten verlieren würde."

Der LKW erreichte mit einer Stunde Verspätung die Stadt Mateur, wie Businessnews.tn schreibt.

Wie Tunisie.numerique berichtet, hat die Armee sechs an Covid-19-Erkrankte in ein Krankenhaus in Bizerte transportiert.

Vor dem Krankenhaus in Mateur verlangten protestierende Menschen den Aufbau eines Behelfskrankenhauses, um mehr Patientiennen und Patienten aufnehmen zu können. Und sie forderten eine bessere Versorgung des Krankenhauses.

Der Bedarf an medizinischem Sauerstoff in Tunesien hat sich im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie verzehnfacht. Frankreich und Algerien wollten Material für Notfallmedizin und Sauerstoff nach Tunesien schicken.

Weitere Quellen • Le Parisien, France Info

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

Corona in Deutschland: Fallzahlen steigen kontinuierlich

Endlich wieder Flüge: Was ändert sich am 1. Juni bei der Einreise nach Algerien?

Covid-Krise: Ex-Premier Johnson entschuldigt sich für "Schmerzen und Verluste"