Kämpfer für Assad? Irans Pistolenschütze Javad Foroughi (41) in der Kritik

Olympiasieger Javad Foroughi aus Iran
Olympiasieger Javad Foroughi aus Iran Copyright Alex Brandon/Copyright 2021 The Associated Press. All rights reserved
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Von Euronews mit AFP, AP
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Der Olympiasieger aus Iran soll in Syrien gekämpft haben - für den Machterhalt von Präsident Bashar Assad.

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Der Sieg von Javad Foroughi, dem Sieger im 10-Meter-Pistolenschießen bei den Olympischen Spielen in Tokio, ist im Iran gefeiert worden. International gibt es aber auch Kopfschütteln und Kritik an dem Sieger, der in Syrien im Einsatz und offenbar auch an Kampfhandlungen beteiligt war.

Der 41-Jährige, der laut offiziellen Angaben als Krankenpfleger arbeitet und sich das Schießen im Keller des Krankenhauses selbst beigebracht haben soll, war der erste Iraner, der eine Medaille in einem olympischen Schießwettbewerb gewann.

"Foroughi hat mit einem goldenen Schuss Geschichte geschrieben", titelte "Iran", die offizielle Tageszeitung der Regierung, die, wie viele andere iranischen Zeitungen, auf ihrer Titelseite ein Foto des Champions auf dem Podium abbildete. Foroughi gehört auch den Revolutionsgarden an.

"Eine unerwartete Medaille (...), die ein Krankenpfleger der Wächter erhalten hat, der sowohl die Gesundheit als auch das Heiligtum verteidigt", schreibt die ultrakonservative Zeitung Javan unter einem Foto der Medaillengewinner, der während der Hymne der Islamischen Republik einen Militärgruß zeigt.

Teheran verwendet den Begriff "Verteidiger des Heiligtums" im Allgemeinen für alle, die im Auftrag der Islamischen Republik in Syrien und im Irak tätig sind, zwei Ländern mit mehreren schiitischen Gebetsstätten.

Anfang Mai erzählte Foroughi dem staatlichen Sender Salamat ("Gesundheit" auf Persisch) von seinen Erfahrungen als "freiwilliger Krankenpfleger" in "Feldlazaretten", die in mehreren Kriegsgebieten in Syrien, insbesondere in Khan Toumane und Tadmor (Palmyra), eingerichtet wurden.

Im Einsatz für eine Terrororganisation?

Die Einheit, in der Foroughi in Syrien diente - und für die er offenbar auch gekämpft hat, wird von den USA als Terrororganisation eingestuft. Der Iran unterstützt den syrischen Präsidenten Bashar al-Assad - auch militärisch.

Nach Angaben iranischer Medien hatte sich der Krankenpfleger im August 2020 mit Covid-19 infiziert und an der Bekämpfung der Epidemie in seinem Land teilgenommen.

Nach seinem Sieg brachte das staatliche Fernsehen einen Bericht aus dem Baqiyatallah-Krankenhaus in Teheran, das von den Revolutionsgarden, der ideologischen Armee der Islamischen Republik, betrieben wird.

Foroughis Kollegen bekundeten ihre Freude über den "Erfolg des ersten iranischen Krankenpflegers" bei den Spielen.

Der Oberbefehlshaber der Wächter der Revolutionsgarden, Generalmajor Hossein Salami, begrüßte seinerseits "den Sieg eines überschwänglichen Wächters der Islamischen Revolution" in "dieser wichtigen Arena", wie es auf der Website Sepah News heißt.

Ebrahim Raisi, der gewählte Präsident der Islamischen Republik, der sein Amt Anfang August antreten soll, nahm nach Angaben iranischer Medien nur wenige Minuten nach Bekanntgabe seines Sieges telefonisch Kontakt mit dem Medaillengewinner auf.

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