US-Turnstar Simone Biles setzt bei Olympia aus: "Kampf gegen Dämonen"

Biles mit Trainer Laurent Landi nach ihrem Ausstieg aus dem Mannschafts-Finale am Dienstag
Biles mit Trainer Laurent Landi nach ihrem Ausstieg aus dem Mannschafts-Finale am Dienstag Copyright Gregory Bull/ Associated Press
Von euronews
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button

Wegen psychischer Probleme setzt die Rekord-Weltmeisterin bei zwei Wettbewerben in Tokio aus - und erntet viel Respekt.

WERBUNG

Bereits das Ende des Mannschafts-Finales verfolgte US-Turnstar Simone Biles nur als Zuschauerin: Nun gab sie bekannt, dass sie bei den Olympischen Spielen in Tokio auch im Einzel-Mehrkampf nicht antreten werde. Wie der US-Turnverband mitteilte, sei die Entscheidung nach einer medizinischen Bewertung gefallen, um den Fokus auf ihre mentale Gesundheit zu richten.

Ihr Team holte nach ihrem vorzeitigen Ausscheiden beim Einzel-Mehrkampf am Dienstag die Silbermedaille hinter den russischen Turnerinnen. Biles erklärte ihren Rückzug anschließend mit psychischen Problemen. Wenn man nicht auf seine mentale Gesundheit achte, könne man seinen Sport nicht genießen und auch nicht so erfolgreich sein, wie man wolle. Deswegen sei es ok, große Wettbewerbe auch mal auszulassen und sich auf sich selbst zu konzentrieren, anstatt sich einfach nur durchzukämpfen. Dabei zeige sich, was für ein starker Kämpfer man wirklich sei.

"Fühle mich, als trüge ich die Last der Welt auf meinen Schultern"

Nach ihrem Ausscheiden beim Mannschafts-Finale schrieb die Rekord-Weltmeisterin auf Instagram: "Es war kein einfacher Tag für mich, aber ich habe es überstanden. Ich fühle mich manchmal wirklich, als trüge ich die Last der Welt auf meinen Schultern."

Viele positive Reaktionen

Die 24-jährige Turnerin bekam für ihre Entscheidung viel Zuspruch und Anerkennung - unter anderem vom amerikanischen Olympiakommittee. Auch in ihrem Heimatstaat Texas zeigen viele Verständnis, auch wenn die US-Mannschaft mit Bile vielleicht gegen die Russinnen gewonnen hätte.

"Ich denke mit ihr im Team wäre die Wahrscheinlichkeit hoch gewesen, dass die USA Gold geholt hätten", so der Texaner Edward Moore. "Aber da gibt es keine Garantie. Und das wichtigste ist, dass sie sich um sich selbst kümmert, psychisch und körperlich und dann können wir es noch einmal versuchen."

"Pyschische Probleme sind ernsthafte Krankheiten, die oft nicht wahrgenommen werden", so die Texanerin Erica Wilson Mcdaniel. "Sie muss mental stabil sein, also kann das ein guter Grund sein, um nicht teilzunehmen. Niemand außer ihr weiß, was in ihr vorgeht. Wenn das also ihr Grund ist, stehe ich 100 Prozent dahinter."

Entscheidung über weitere Teilnahme noch nicht gefallen

Das Ausscheiden aus Mannschafts-Finale und Einzel-Mehrkampf bedeutet nicht, dass Biles in Tokio gar nicht mehr antritt. Sie werde täglich bewertet, um zu sehen, ob sie in den Einzel-Finals in der kommenden Woche teilnehmen könne, so der US-Turnverband.

Der Turn-Star ist nicht die einzige prominente Sportlerin, die gegen mentale Probleme kämpft und dies öffentlich gemacht hat. Japans Tennis-Ass Naomi Osaka hatte sich Anfang Juni von den French Open zurückgezogen und längere Depressionsphasen öffentlich gemacht.

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

8. US-Titel: Simone Biles ist nach mentalen Problemen wieder obenauf

Doppeltes Gold für Frankreich, Rekord für Norwegen: Olympia-Ergebnisse vom Samstag

Ein anderes Olympia in Tokio - mit Corona - Euronews am Abend 23.07.