Bei ihrer andauernden Offensive in Teilen Afghanistans haben die radikal-islamischen Taliban bereits die vierte Provinzhauptstadt eingenommen. Es handelt sich um Kundus, wo die deutsche Bundeswehr fast ein Jahrzehnt das Camp Pamir unterhielt.
Die Machtverhältnisse in Afghanistan verschieben sich praktisch im Tagesrythmus. Nach tagelanger Belagerung haben die Taliban jetzt mit Kundus im Norden des Landes bereits die vierte Provinzhauptstadt seit Freitag unter ihre Kontrolle gebracht.
Die Einnahme von Kundus, in dessen Nähe die deutsche Bundeswehr lange ein Zeltlager unterhielt, folgte an diesem Sonntag unmittelbar nach der Eroberung der Großstadt Sar-i Pul.
Den beiden jüngsten Machtübernahmen gingen teils heftige Kämpfe mit einer unbekannten Zahl von Todesopfern voraus, In beiden Städten halten die Islamisten nun Regierungsgebäude besetzt. In Kundus sollen die afghanischen Streitkräfte nun Luftangriffe fliegen.
Verbliebene Sicherheitskräfte und Regierungsvertreter sollen sich vor Ort auf vereinzelte Stützpunkte zurückgezogen haben.
Aus beiden Städten gibt es Berichte über Leichen auf offener Straße sowie Unterbrechungen der Strom- und Wasserversorgung.
Die Provinzhauptstädte Sarandsch in Nimrus an der iranischen Grenze und Schiberghan in Dschausdschan im Norden waren am Freitag und Samstag gefallen. Dabei stießen die Taliban nur auf wenig bis keine Gegenwehr.