Prozess gegen Iraner in Schweden wegen Menschenrechtsverletzungen

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Copyright Stefan Jerrevang/AP
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Von Euronews mit dpa
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Mit Versprechungen von "Frauen, Alkohol und Spaß" ins Land gelockt

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In Schweden hat ein Prozess gegen einen iranischen Staatsbürger wegen dessen angeblicher Beteiligung an Massenhinrichtungen von politischen Gefangenen in seiner Heimat begonnen. Die schwedische Staatsanwaltschaft wirft dem 60-Jährigen Völkerrechtsverletzungen, schwere Verbrechen und Mord vor.

Der Mann bestreitet die Vorwürfe. Dutzende Zeugen und Nebenkläger haben ihn nach eigenen Angaben aber wiedererkannt.

Zum Prozessauftakt demonstrierten am Dienstag etwa 100 Menschen vor dem Gerichtsgebäude in Stockholm gegen die iranische Führung.

Shahin Gobadi vom Nationalen Widerstandsrat des Iran sagte: "Gerechtigkeit wird sich durchsetzen. Irgendwann wird die Welt das Ausmaß der Gräueltaten im Iran verstehen. Dies wird so lange dauern, bis die iranischen Regimeführer, einschließlich Ajatollah Ali Chamenei und Präsident Raisi vor Gericht gestellt werden."

Hintergrund ist der Krieg zwischen dem Iran und dem Irak von 1981 bis 1988. In der Endphase dieses Konflikts sei der Iran mehrmals von Kämpfern der Organisation Volksmudschaheddin angegriffen worden. Der damalige oberste geistliche Führer im Iran, Ajatollah Ruhollah Chomeini, habe daraufhin angeordnet, alle mit dieser Gruppe sympathisierenden Gefangenen hinzurichten. Deshalb seien zwischen dem 30. Juli und 16. August 1988 im Gefängnis Gohardascht in Karadsch bei Teheran Tausende Gefangene exekutiert worden.

Der Angeklagte war nach Ansicht der Staatsanwaltschaft Assistent des stellvertretenden Anklägers und an den Hinrichtungen beteiligt. Die Anklage gegen den 60-Jährigen sei ein wichtiges Signal, dass selbst weit zurückliegende und außerhalb des Landes begangene Verbrechen in Schweden strafrechtlich verfolgt werden könnten, sagte Staatsanwältin Kristina Lindhoff Carleson.

Der Mann war Ende 2019 nach der Landung am Flughafen Arlanda festgenommen worden. Seitdem sitzt er in Untersuchungshaft. Wie der schwedische Sender SVT berichtete, lockten Überlebende den 60-Jährigen ins Land. Sie gaukelten ihm demnach vor, dass ihn dort Frauen, Alkohol und Spaß erwarteten.

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