"Ich muss vielleicht sterben": Hilferufe aus Kabul - 11 Tweets

Aus anderen Landesteilen in Afghanistan geflüchtete Familien in Kabul
Aus anderen Landesteilen in Afghanistan geflüchtete Familien in Kabul Copyright Rahmat Gul/Copyright 2021 The Associated Press. All rights reserved.
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Von Kirsten RipperEuronews mit dpa, Twitter
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Die Menschen, die vor den Taliban aus anderen Regionen Afghanistans nach Kabul geflohen waren, fürchten um ihr Leben. Aber auch Frauen, Studierende und viele mehr.

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Sie leben in Parks oder am Straßenrand, Familien, die aus anderen Teilen Afghanistans vor den Taliban in die Hauptstadt geflohen sind, fürchten jetzt nach der Einnahme von Kabul durch die islamistischen Kämpfer um ihr Leben. Auf Twitter macht der Hashtag #AfghanistanBurning die Runde. Viele beklagen, dass der Westen dem Land den Rücken kehrt.

Die LeMonde-Reporterin Ghazal Golshiri sitzt im Flugzeug - der Abflug der Linienmaschinen verspätet sich offenbar wegen der Evakuierungen durch die US-Armee. Die Journalistin bekommt von einem talentierten Jura-Studenten, der aus Takhar nach Kabul geflohen war, die Nachricht: "Gute Reise! Ich muss vielleicht sterben."

Auch die ARD-Journalistin Natalie Amiri teilt die verzweifelte Frage einer Bekannten, die sich in ihrer Wohnung in Kabul verbarrikadiert hat: "Wo seid Ihr?"

In Kabul haben noch am Morgen einige an einer Graffiti-Wand gearbeitet, wie der Künstler Omaid Sharifi im Video zeigt. Sie fühlen sich, wie auf der TITANIC, wo die Musik weiterspielte, als das Schiff unterging.

Es sei der letzte Tag, an dem Frauen in Kabul ihr Gesicht und ihre Haare zeigen können. Die Filmemacherin Sahra Karimi spricht vom letzten Tag der Freiheit und davon, dass die Frauen um ihr Leben rennen.

Die Autorin Sibel Schick meint, es müssten viel mehr Menschen als nur die Hilfskräfte der westlichen Staaten aus Afghanistan ausgeflogen werden.

Die Medien DIE ZEIT, der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV), DER SPIEGEL, Deutsche Welle, Deutschlandradio, dpa, Reporter ohne Grenzen, stern, Süddeutsche Zeitung, Frankfurter Allgemeine Zeitung, taz, RTL, n-tv, Arte und MDR fordern Angela Merkel in einem Offenem Brief auf, ihre Übersetzerinnen und Übersetzer sowie freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter per Notfallplan nach Deutschland zu holen.

In Deutschland gibt es auch Stellungnahmen des Auswärtigen Amtes zur verspäteten Hilfe für die Ortskräfte, die für harsche Kritik sorgen. FDP-Politikerinnen beklagen, dass "Menschen, die uns so geholfen haben (...), sträflich im Stich" gelassen würden.

Die Grünen-Politikerin teilt schon vor dem Eintreffen der Taliban in Kabul das Video eines weinenden Mädchens, das berichtet, sie müssten "langsam sterben".

Und Omid Nouripour von den Grünen schreibt, es sei "grauenvoll zu sehen, die Dschihadisten die Errungenschaften der letzten 20 Jahre in wenigen Tagen niedermachen konnten."

Das Geschäft für Brautkleider wird dicht gemacht - ein Symbolbild des TOLONews-Journalisten aus Kabul.

Der ZEIT-Journalist fragt auf Twitter, ob es denn eine andere Option gegeben hätte als den Abzug der deutschen und der US-Truppen aus Afghanistan.

In den sozialen Netzwerken geht schon seit Tagen der Vergleich zwischen Kabul und Saigon (heute: Ho-Chi-Minh-Stadt) viral. Jetzt auch mit dem Foto des US-Helikopters über der US-Botschaft in Afghanistan und dem Bild der Evakuierungen aus Vietnam 1975.

Die USA haben ihren Evakuierungseinsatz in Kabul an diesem Sonntag begonnen. Dafür wurden zusätzliche mehrere tausend Soldatinnen und Soldaten nach Afghanistan geschickt, um Personal und Hilfskräfte aus dem umkämpften Land herauszuholen. Die deutsche Rückholaktion sollte am Montag starten, die ersten Bundeswehr:-Maschinen wurden Sonntagabend erwartet. Die deutsche Botschaft ist schon an den Flughafen verlegt worden. Der Militärflughafen Bagram außerhalb der Haiptstadt wird von den Taliban kontrolliert.

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