Journalistin bricht beim Nato-Briefing zu Afghanistan in Tränen aus

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg
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Von Euronews mit dpa
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Unter Tränen fragte die aus Afghanistan stammende Journalistin Lailuma Sadid, wie es möglich gewesen sei, dass die USA und die EU es nicht geschafft hätten, das Land vor den Taliban zu beschützen.

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Beim heutigen Pressebriefing der NATO war die Stimmung angespannt und emotional. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg wurde unmittelbar mit der menschlichen Dimension des Afghanistanrückzugs konfrontiert. 

Unter Tränen fragte die aus Afghanistan stammende Journalistin Lailuma Sadid, wie es möglich gewesen sei, dass die USA und die EU es nicht geschafft hätten, das Land vor den Taliban zu beschützen. Tausende Frauen wüssten jetzt nicht, was die Zukunft für sie bedeute. 

"Bitte erkennen Sie das Emirat der islamischen Taliban nicht an", sagte Lailuma Sadid. 

Die USA und die EU könnten die Taliban nicht bedingungslos anerkennen, so wie es bei dem  Abkommen geschehen sei, das zwischen den Taliban und der Regierung von Trump unterzeichnet wurde.

Jens Stoltenberg antwortete, er könne den Schmerz nachvollziehen, die Entscheidung den Einsatz in Afghanistan zu beenden, sei nicht leicht gewesen.

Als eine weitere Journalistin später nachhakte, wie die Nato gedenke, die Bevölkerung in Afghanistan weiter zu unterstützen, hieß es, das wichtigste sei, den Flughafen in Kabul in Betrieb zu halten. Über die Frage, wie lange dies der Fall sei wolle er nicht spekulieren, sagte Stoltenberg.

Die Nato wird nach Angaben von Generalsekretär Jens Stoltenberg Lehren aus den jüngsten Ereignissen in Afghanistan ziehen müssen. Die Frage sei, warum die afghanischen Streitkräfte, die man über so viele Jahre hinweg ausgebildet, ausgerüstet und unterstützt habe, nicht in der Lage gewesen seien, den Taliban stärker Widerstand zu leisten, sagte er. 

Man sei sich bei der Abzugsentscheidung bewusst gewesen, dass es das Risiko einer Machtübernahme durch die Taliban gebe. Die Geschwindigkeit sei aber eine Überraschung gewesen. "Es müssen Lehren gezogen werden", sagte Stoltenberg.

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