Afghanistan: Welternährungsprogramm warnt vor humanitärer Katastrophe

Binnenflüchtlinge in einem Park in Kabul, Foto vom 9. August
Binnenflüchtlinge in einem Park in Kabul, Foto vom 9. August Copyright Rahmat Gul/ Associated Press
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Von euronews
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Kämpfe, ausbleibende Hilfszahlungen, Dürre und gestiegene Lebensmittelpreise: Die Versorgungslage in Afghanistan wird immer prekärer.

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Angesichts der unsicheren Lage in Afghanistan warnt das Welternährungsprogramm (WFP) vor einer humanitären Notlage im Land. Das Programm hat laut eigenen Angaben allein in der vergangenen Woche fast 900 Familien versorgt, die in Kabul auf der Straße leben. Hunderttausende sind laut UN-Angaben in den vergangenen Monaten vor Kämpfen geflohen. Sollte die humanitäre Hilfe ausgesetzt werden, drohe eine Katastrophe. Bereits vor der Machtübernahme durch die Taliban war das Land laut UN auf den weltweit drittgrößten humanitären Einsatz angewiesen. 

Gründe für Hunger: steigende Lebensmittelpreise, Dürre, Kämpfe

Mehr als ein Drittel der Menschen im Land seien von Hunger bedroht, so John Aylieff, Asien-Direktor beim WFP: "14 Millionen Menschen in Afghanistan haben nicht genug zu essen. Der Weizenpreis ist in den vergangenen Monaten um 25 Prozent gestiegen. Angesichts der wirtschaftlichen Situation, der Schwierigkeit, sein Einkommen zu verdienen und der unsicheren Lage, in die das Land versetzt wurde, ist nicht sicher, ob es ausreichend Lebensmittel gibt, ob Kinder richtig ernährt werden können."

Wir brauchen 200 Millionen Dollar.
Andrew Patterson
stellvertretender Afghanistan-Leiter Welternährungsprogramm

"Wir stehen vor einer Finanzierungskrise, die mit dem Abzug der internationalen Gemeinschaft zusammenhängt", so Andrew Patterson, stellvertretender Afghanistan-Leiter beim WFP. "Wir brauchen 200 Millionen Dollar. Wenn irgendwelche Gelder im Zusammenhang mit Afghanistan eingefroren werden, darunter die humanitäre Hilfe, wird das zu einer Katastrophe für die Menschen hier in Afghanistan führen."

Zehn Millionen Kinder brauchen dringend humanitäre Hilfe.
Sam Mort
Unicef Afghanistan

Das Kinderhilfswerk Unicef befürchet, dass sich die Lage im Winter auch angesichts der anhaltenden Dürre im Land dramatisch verschlechtert.

"Afghanistan ist ein Land in der Krise und diejenigen, die am wenigsten dafür verantwortlich sind, zahlen den höchsten Preis", so Sam Mort, Sprecherin von Unicef in Afghanistan. "Zehn Millionen Kinder brauchen dringend humanitäre Hilfe. Wenn nicht unverzüglich gehandelt wird, steigt die Zahl der stark unterernährten Kinder unter fünf Jahren bis zum Ende des Jahres auf fünf Millionen."

Auch Medikamente werden knapp

Hinzu kommen Engpässe bei der Versorgung mit Medikamenten und medizinischen Gütern: Die Weltgesundheitsorganisation warnte, ihre Vorräte würden in einer Woche auslaufen. Wegen der chaotischen Zustände am Kabuler Flughafen könnten 500 Tonnen medizinisches Material aus Dubai derzeit nicht nach Afghanistan ausgeliefert werden.

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