Taliban-Sprecher im Interview: Reisefreiheit, Sicherheit, Unabhängigkeit

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Die Taliban fordern den Abzug der ausländischen Truppen. Auch Taliban-Sprecher Zabihullah Mujahid wiederholt die Forderung. Nach dem Abzug, so seine Vision der Zukunft, werde das Land lebenswerter und sicherer.

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Mit der Machtübernahme in Afghanistan sind die Taliban zu einem wichtigen Verhandlungspartner für westliche Diplomaten geworden. Ob die internationale Gemeinschaft nun will oder nicht, sie muss mit den Islamisten verhandeln, über die Ausreise von Ausländern ebenso wie über die künftigen Beziehungen auf wirtschaftlicher und sicherheitspolitischer Ebene sowie über den Bereich Menschenrechte.

Die Islamisten haben immer wieder klargemacht, sie werden kein längeres Verweilen westlicher Truppen dulden. Auch im Euronews-Interview betont Taliban-Sprecher Zabihullah Mujahid, man wolle für die Sicherheit der Menschen sorgen.

_"Zunächst müssen die amerikanischen Truppen abziehen. Dann werden wir eine islamische Regierung bilden. Die Afghanen haben das Recht darauf, als Nation in Frieden zu leben und wir werden uns um die Stabilität des Landes bemühen.
_

Wir wünschen uns gute Beziehungen zu allen anderen Staaten. Unsere Nation, unsere Bürger haben sehr unter den Kriegen gelitten, wir brauchen also gute Außenbeziehungen.

Aber die Afghanen sehen jegliche weitere Militärpräsenz als Fortsetzung der Besatzung, da reagieren sie sehr empfindlich. Diejenigen, die sich über dieses Thema Gedanken machen, haben keine Ahnung wie es in Afghanistan wirklich ist.

Der Truppenabzug ist gut für die Amerikaner und für die Afghanen. Afghanistan wird unabhängig, darauf haben die Menschen ein Recht. Das ist ein großer Erfolg für uns. Und es ist gut für die Amerikaner, dass der 20-jährige Krieg jetzt endet, der negative Auswirkungen auf die amerikanische Wirtschaft und auf die Verfügbarkeit von Arbeitskräften hatte und zudem das Ansehen des Landes beschädigt hat.

Wenn wir die Verantwortung für die Sicherheit des Flughafens übernehmen, hoffen wir, dass es dort nicht mehr so gefährlich sein wird. Wir hoffen, dass die Amerikaner abreisen und sich das Chaos in und um den Flughafen lichtet.

Wir wollen, dass unsere Bürger keine Angst haben, dass sie sich nicht von uns abwenden und ihr Heimatland verlassen müssen. Es ist unser gemeinsames Land, die Menschen haben ein Recht darauf, da zu leben. Wir müssen gegen Probleme angehen und wir bitten diejenigen, die zum Flughafen gegangen sind, wieder nach Hause zu gehen und ein normales Leben zu führen.

Wir haben den Menschen Sicherheit versprochen. Außerdem hat jeder das Recht dazu, in einem anderen Land leben, solange er einen Pass oder ein anderes Reisedokument besitzt und solange seine Zukunft gesichert ist. Nach dem Abzug der ausländischen Truppen können diese Menschen ungehindert reisen und sich aussuchen, wo sie leben wollen."

Die Taliban sind keine einheitlich agierende Gruppe. Unter ihnen gibt es gemäßigte Vertreter, die eine Öffnung zum Westen vertreten, aber auch Hardliner und militante Islamisten. Ob die Zusagen eingehalten werden, hängt davon ab, welche Fraktion sich in den kommenden Monaten durchsetzt und ob die Taliban sich gegen radikalislamische Terrorgruppen wie den IS und Al Kaida behaupten können.

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