Euroraum - Preise steigen wie seit zehn Jahren nicht

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Copyright Martin Meissner/Copyright 2021 The Associated Press. All rights reserved.
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Von su mit dpa
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In Deutschland kratzt die Inflationsrate - 3,9 Prozent - sogar an der Vier-Prozent-Marke, zum ersten Mal seit fast 30 Jahren.

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Jahrelang haben die Euro-Manager bei der Europäischen Zentralbank (EZB) auf ihr Wunschziel zwei Prozent Inflation hingearbeitet. Jetzt ist sie da:

Die Preissteigerungsrate im Euroraum hat im August weiter zugelegt und den höchsten Wert seit fast zehn Jahren erreicht. Die Verbraucherpreise seien gegenüber dem Vorjahr um 3,0 Prozent gestiegen, so das Statistikamt Eurostat am Dienstag in Luxemburg. Das ist der höchste Wert seit Ende 2011. Nach 2,2 Prozent im Juli hatten Analysten im Schnitt mit 2,7 Prozent gerechnet.

In Deutschland kratzt die Inflationsrate - 3,9 Prozent - sogar an der Vier-Prozent-Marke, zum ersten Mal seit fast 30 Jahren.

ENERGIE TEURER

Besonders stark verteuerte sich im August im Euroraum erneut Energie, die 15,4 Prozent teurer war als ein Jahr zuvor. Industriegüter kosteten 2,7 Prozent mehr mehr als vor einem Jahr, Lebens- und Genussmittel 2,0 Prozent. Dienstleistungen waren 1,1 Prozent teurer.

GEGENSTEUERN?

Allerdings will die EZB nicht gegensteuern, weil sie den Inflationsanstieg als temporär erachtet. Sie verweist auf zahlreiche Sondereffekte, die überwiegend auf die Corona-Krise zurückgehen.

WEIDMANN: 5 VOR DEM KOMMA

Bundesbankpräsident Jens Weidmann, Mitglied des EZB-Rates, hat davor gewarnt, dass die Inflation bis auf 5 % steigen könnte, bevor sie wieder nachlässt. Könnte sein, dass der Kaufkraftverlust Tarifverhandlungen belastet und Nullzins-Sparer murren lässt.

Statistiker führen den deutlichen Anstieg vor allem auf den sogenannten Mehrwertsteuereffekt zurück. Im zweiten Halbjahr 2020 hatte die Bundesregierung mit der zeitweiligen Senkung der Mehrwertsteuer den Konsum in der Corona-Krise ankurbeln wollen. Nach der Normalisierung der Steuersätze wirkte nun ein Gegeneffekt im Preisvergleich zum August 2021. Die Weitergabe der Steuererleichterung hatte genau ein Jahr zuvor zu sinkenden Preisen geführt. Nun sind sie  wieder gestiegen.

Auf lange Sicht gehe es aber um die Zukunft der ultralockeren Geldpoltik, warnen Kritiker der EZB.  Die amerikanische Notenbank Fed hat den baldigen Ausstieg aus ihrer Corona-Nothilfe in Aussicht gestellt. Südkorea hob jüngst bereits den Leitzins an.

su mit dpa

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