Angela Merkel: Ist sie doch eine Feministin?

Von links: Ursula von der Leyen (damals, 2009, Bundesfamilienministerin), Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Verlegerin Alice Schwarzer am 26.01.2009
Von links: Ursula von der Leyen (damals, 2009, Bundesfamilienministerin), Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Verlegerin Alice Schwarzer am 26.01.2009 Copyright Michael Sohn/Copyright 2021 The Associated Press. All rights reserved.
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Von Verena Schad
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Vorbild oder verpasste Chancen für die Gleichberechtigung? Was hat Kanzlerin Angela Merkel für die Frauen in Deutschland erreicht?

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Vorbild oder verpasste Chancen für die Gleichberechtigung? Was hat Kanzlerin Angela Merkel für die Frauen erreicht?

Deutschlands erste Bundeskanzlerin hat mit 16 Jahren Regierungszeit eine ganze Frauen-Generation geprägt. Die "Generation Merkel' ist mit einer Frau an der Spitze des Landes aufgewachsen. "Eins ist klar, eine Frau hat es bewiesen, dass Frauen es können und das ist jetzt in unserem Land selbstverständlich", sagt Verlegerin und Frauenrechtlerin Alice Schwarzer.

Merkel wurde weltweit für ihren pragmatischen Führungsstil neben Trump, Pution und Co. auf der großen politischen Weltbühne gelobt und als Vorbild für viele Mädchen und Frauen gefeiert.

Die 24-jährige Wahlhelferin Leonie Pouw sagt, dass es sie mit Stolz erfüllt habe, als sie angefing, sich für Politik zu interessieren und ihr bewusst wurde, dass eine Frau für Deutschland steht. Die 36-jährige Gleichberechtigungs- und Diversity-Expertin Tijen Onaran meint "Ich kann mir noch keinen Mann als Kanzerlin vorstellen, aber daran muss ich mich wahrscheinlich irgendwann gewöhnen."

Millionen Frauen bewundern die 67-jährige Kanzlerin dafür, dass sie selbst die gläserne Decke der männlichen Dominanz durchbrochen hat. Kritisiert wird sie aber dafür, dass sie ihre Position nicht genug genutzt hat, um sich für mehr Gleichberechtigung in der Gesellschaft und Politik einzusetzen.

Gleichberechtigung war nicht ihr Hauptanliegen

"Sie hat sich weitaus weniger für die Frauenpolitik und für die Gleichberechtigung von Frauen und Männern einsetzt, als das erwartet worden war", erklärt die politische Analystin Julia Reuschenbach. "Sie hat das nicht zu einem ihrer Hauptanliegen gemacht, als erste Bundeskanzlerin auch die Förderung von Frauen zu ihrem Thema zu machen."

Ein Blick auf ihre Erfolgsbilanz zeigt, dass sie Chancen verpasst hat, Ungleichheiten zu bekämpfen. Der Anteil von Frauen im Kabinett ist während ihrer Kanzlerschaft gesunken, der Frauenanteil in der Unionsfraktion im Bundestag war zuletzt so niedrig wie noch nie, seit sie im Amt ist.

Eine Frau im Kanzleramt reicht für eine gelebte Gleichberechtigung und Veränderungen in der Gesellschaft eben nicht aus, meint Alice Scharzer. "Sie ist angekommen in aller Unschuld und Unbefangenheit und dann hat sie gesehen 'jetzt gehts aber los, jetzt kommt das große Massaker'. Und von daher hat sie die Lektion gezogen, 'Ich rede jetzt nicht weiter drüber'."

Frauenanteil im Kabinett und in der Fraktion gesunken

Mit Gleichstellungspolitik hat sie sich schwergetan, ihr wurde vorgeworfen, dass sie sich nie zur Feministin erklärt hat. Doch zum Ende ihre Kanzlerschaft, hat sie erst kürzlich gezeigt, dass sie inzwischen doch zu ihrer Vorbildfunktion für Frauen steht - zumindest ein bisschen.

Auf einer Veranstaltung am 8. September im Schauspielhaus Düsseldorf sagte sie: "In diesem Sinne kann ich heute bejahend sagen: dann bin ich Feministin. Das habe ich damals auf der Bühne ein bisschen schüchtern gesagt. Heute ist das besser durchdacht und deshalb kann ich in diesem Sinne sagen: Ja, wir sollten alle Feministinnen sein."

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