Berlin und das Wohnungsproblem

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Genügend Wohnraum, der auch noch erschwinglich ist, bleibt in der deutschen Hauptstadt Mangelware. Kate Brady berichtet über den Stand der Dinge vor der Bundestagswahl und dem Berliner Volksentscheid.

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Berlin quillt über. Die deutsche Hauptstadt übt auf viele Menschen eine große Anziehungskraft aus - und die brauchen Wohnraum. Die Lage auf dem Immobilienmarkt an der Spree mit teils horrenden Mieten sorgte für Demonstrationen - mit der Forderung, die Politik möge etwas unternehmen.

„Die Menschen, die hier in Berlin demonstrieren, haben die Nase voll. Eine ihrer Forderungen ist das bundesweite Einfrieren der Mieten sowie die Errichtung neuen und erschwinglichen Wohnraums“, so euronews-Berlin-Korrespondentin Kate Brady.

„Wir haben steigende Lebenshaltungskosten, keine steigenden Löhne"

„Ich finde es wichtig, dass man es sich leisten kann, in Berlin zu wohnen und dass Leute nicht verdrängt werden“, sagt eine Frau. Ein Demonstrant ergänzt: „Man weiß nicht mehr, wer der Vermieter ist, irgendeine Firma im Ausland." Und eine weitere Frau erläutert: „Wir haben steigende Lebenshaltungskosten, keine steigenden Löhne."

Ende Januar 2020 wurde in Berlin ein Mietendeckel beschlossen, im März dieses Jahres allerdings erklärte das Bundesverfassungsgericht das „Gesetz zur Mietenbegrenzung im Wohnungswesen in Berlin für mit dem Grundgesetz unvereinbar und deshalb nichtig."

Rainer Wild vom Berliner Mieterverein sagt: „Das Problem ist, dass inzwischen bei Haushalten mit unterdurchschnittlichem Einkommen die Wohnkostenbelastung bei 50 Prozent und mehr angekommen ist."

214 Interessierte pro freier Wohnung

Die Mieten in Berlin liegen derzeit zwischen 5,30 Euro pro Quadratmeter für Plattenbauwohnungen und mindestens 13 Euro pro Quadratmeter in sanierten Vorkriegsbauten und Luxuswohnungen. Die Nachfrage ist groß. Im Januar dieses Jahres bewarben sich um jede freie Wohnung in Berlin durchschnittlich 214 Menschen.

Der Verkauf tausender landeseigener Wohnungen an Unternehmen in den frühen 2000er Jahren wird weithin als einer der wichtigsten Gründe für die Berliner Wohnungskrise angesehen.

Wenke Christoph, Berliner Staatssekretärin für Wohnen, betont: „Das ist ein Problem, das wir seit vielen Jahren inzwischen wieder versuchen, nicht zur zu stoppen, sondern dem entgegenzuwirken, indem der Bestand rekommunalisiert wird."

Volksentscheid zur Wohnungspolitik

Am 26. September findet nicht nur die Bundestagswahl statt: In Berlin wird am selben Tag ein Volksentscheid zur Wohnungspolitik durchgeführt. Dabei geht es um eine Beschlussvorlage des Volksbegehrens der Initiative „Deutsche Wohnen & Co enteignen“. Diese will erreichen, dass der Berliner Senat Maßnahmen einleitet, um Wohnraum in Gemeineigentum zu überführen.

Heinz-Jürgen Korte lebt in Berlin, er vertritt folgende Meinung: „Und wir wollen natürlich auch weiter hier wohnen bleiben. Das heißt nicht, dass hier nicht gebaut werden darf. Berlin braucht Wohnungen, allerdings setzen wir uns für eine gemeinwohlorientierte und soziale Entwicklung für das Grundstück ein."

Kate Brady kommentiert: „Der fehlende Wohnraum und steigende Mieten betreffen Städte in Deutschland über Berlin hinaus. Die Zusage für bezahlbaren Wohnraum wird bei vielen Menschen im Hinterkopf sein, wenn sie am Wahltag ihre Stimmen abgeben."

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