Arbeitskräftemangel in Großbritannien: Keiner will putzen

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Von Tadhg Enright
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Es könnte zu spät sein, um einen Winter der Unzufriedenheit zu verhindern.

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In Großbritannien gehört der Reinigungssektor zu einer langen Liste von Branchen, in denen Personal immer schwieriger zu finden ist. Als Großbritannien kurz vor der Pandemie die EU verließ, schloss es auch seine Türen für gering qualifizierte Einwanderer. Jetzt, da sich das Leben wieder normalisiert, ist ihre Abwesenheit mehr denn je zu spüren.

Mary-Jane Pettit ist die Chefin einer Reinigungsfirma und sucht händeringend nach Leuten: "Viele unserer Mitarbeiter, ich würde sagen 70 %, waren Spanier, Südamerikaner, Bulgaren oder Rumänen. Viele von ihnen sind nach Hause gegangen. Wir haben mindestens 25 % unserer Belegschaft verloren. Wenn wir in Großbritannien zu rekrutieren versuchen, haben die Bewerber kein Interesse. Sie wollen die Stelle gar nicht oder sie wollen nur einen Job von neun bis fünf, oder von zehn bis drei. Es hat also viele Leute getroffen, die hier sein wollten und außergewöhnlich hart arbeiteten."

Es sind nicht nur Reinigungskräfte. Tankstellen müssen schließen, weil es nicht genug LKW-Fahrer gibt, um ihnen den Kraftstoff zu bringen. Supermärkte können ihre Regale nicht auffüllen. Beliebte Hähnchenrestaurants haben geschlossen, weil sie kein Hähnchen mehr haben. McDonald's gingen sogar die Milchshakes aus.

Die größte britische Unternehmensgruppe, das CBI, warnt, dass der Personalmangel zwei Jahre andauern könnte. Seit dem Brexit hat Großbritannien erklärt, es wolle nur hochqualifizierte Arbeitskräfte aufnehmen und ermutigte Arbeitgeber, niedrig qualifizierte Stellen mit Personen zu besetzen, die bereits im Königreich lebten. Die Unternehmen sagen, dass Visa für Leute mit den Kompetenzen, wie das Land sie braucht, ausgestellt werden sollten.

Tony Danker vom Unternehmensverband meint: "Wenn Sie den unmittelbaren Arbeitskräftemangel in unserer Wirtschaft beheben wollen, müssen Sie das Einwanderungssystem verwenden, das Sie eingerichtet haben. Wir sagten, wir hätten jetzt ein Einwanderungssystem, das nur die Kompetenzen ins Land bringt, die wir brauchen. Also, lasst sie uns ins Land bringen. Wir brauchen sie."

Vergangene Woche gab die Regierung nach und versprach befristete Visa für LKW-Fahrer und Geflügelverarbeiter, aber das CBI hat noch eine lange Liste anderer Kompetenzen aufgestellt, die Großbritannien braucht, wie Gabelstaplerfahrer und Köche oder eben Reinigungskräfte.

Führungskräfte der Reinigungsbranche lehnen die Vorstellung ab, dass ihre Mitarbeiter gering qualifiziert seien. Jim Melvin vom Verband der Reinigungsfirmen sagt: "Wenn man denkt, dass es sich um eine Branche ohne Qualifikation handelt, sucht man keine ausgebildeten Kräfte. Wir möchten, dass die Regierung das wachsende Ausmaß des Problems anerkennt und mit uns zusammenarbeitet, um Lösungen zu finden."

Die britische Regierung besteht darauf, dass ihr neues Einwanderungssystem nicht schuld an dem Dilemma ist, und dennoch ist eine vorübergehende Lockerung der Regeln Teil ihrer Lösung. 

Unternehmensvertreter glauben nicht, dass kurzfristige Visa die Menschen anziehen werden, die benötigt werden. Sie befürchten, es könnte zu spät sein, um einen Winter der Unzufriedenheit zu verhindern.

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