"Welle der Solidarität" nach antisemitischen Angriffen bei Union-Berlin-Spiel

Antisemitismus im Fußballstadion: Fans von Maccabi Haifa fordern Vorgehen, viel Solidarität im Netz.
Antisemitismus im Fußballstadion: Fans von Maccabi Haifa fordern Vorgehen, viel Solidarität im Netz. Copyright Michael Sohn/AP
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Von Euronews
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Das Jugend Forum der Deutsch-Israelischen Gesellschaft freute sich und bedankte sich für "die Welle der Solidarität". Sie forderte aber auch ein klares Vorgehen gegen antisemitische Vorfälle in Fußball.

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"Wir sind gerade beim Spiel der #UECL zwischen @fcunion und @mhfootballclub. Im gemischten Block wurden wir von Union-Fans bedroht, mit Bier beworfen und u.a. als "scheiß Juden" beleidigt." Diesen Tweet setzten am Donnerstagabend Mitglieder des Jungen Forums aus dem Berliner Olympiastadion ab. Heute beschäftigen sich der Club von Union Berlin, die Polizei und auch die UEFA mit dem Vorfall.

Es war das erste Fußballspiel einer israelischen Mannschaft in einem Stadion, das für die Olympischen Spiele 1936 in Nazi-Deutschland gebaut wurde: In der Europa Conference League traf Maccabi Haifa gegen Union Berlin im Berliner an. Das Spiel endete mit einer 0:3-Niederlage für die Gäste vor 23.324 Zuschauern, fast 1.000 davon waren Maccabi-Anhänger.

Doch der Zwischenfall im gemischten Block, bei dem Fans der israelischen Mannschaft von Unterstützern des 1. FC Berlin Union antisemitisch beleidigt und angegriffen wurden, schlägt am Tag danach hohe Wellen. Neben der verbalen Beleidigung und dem Werfen von Bierflaschen habe ein Union-Fan versucht, die Israelfahne einer Zuschauerin anzuzünden - ein Zivilpolizist schritt ein. 

In den sozialen Medien folgte eine Welle der Solidarität, zahlreiche Union-Fans und andere Follower des Jungen Forums auf Twitter entschuldigten sich im Namen der Angreifer für den Vorfall. 

Das Jugend Forum der Deutsch-Israelischen Gesellschaft freute sich und bedankte sich für "die Welle der Solidarität", die meisten Fans hätten Maccabi freundschaftlich empfangen. Sie forderte aber auch ein klares Vorgehen gegen antisemitische Vorfälle in Fußball-Stadien. 

Union Berlin kündigte für den Freitag eine Stellungnahme zu den Vorfällen an. Man suche den Kontakt zu den betroffenen Personen, hieß es von Vereinsseite. Auch die Berliner Polizei wollte sich im Tagesverlauf noch zu den Ereignissen äußern. Der Europäischen Fußball-Union UEFA lagen am Freitagvormittag noch keine weiterreichenden Informationen zu den Vorfällen vor. Man warte noch auf den Bericht des Spiel-Delegierten. Möglicherweise droht Union ein Disziplinarverfahren.

In Israel wurden die Vorfälle in dem in den 1930er Jahren von den Nationalsozialisten erbauten Stadion am Freitag vornehmlich auf Grundlage deutscher Medienquellen kommentiert. «Letztlich wurde etwas, das ein ehrenhaftes Ereignis hätte sein sollen, das eine historische Korrektur darstellt, auch eine Demonstration von Hass», schrieb «Walla Sport». Maccabi Haifa spielte als erste israelische Fußball-Mannschaft im Olympiastadion.

Während der Partie herrschte unter den 23 324 Zuschauern insgesamt eine euphorische Stimmung. Rund 1000 Haifa-Fans feuerten ihr Team ebenso leidenschaftlich an, wie die Union-Fans ihre Mannschaft. Am Spieltag hatte eine hochrangige Delegation der Eisernen die Gäste aus Israel im eigenen Stadion in Berlin-Köpenick empfangen. Am Mittwoch hatten Vertreter von Maccabi Haifa das Holocaust-Mahnmal in Berlin besucht und einen Kranz niedergelegt.

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