Wohin mit den schlachtreifen Truthähnen? Britisches Weihnachtsmahl in Gefahr

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In der britischen Landwirtschaft - und in anderen Bereichen des Landes - fehlen Arbeitskräfte. Saisonkräfte aus dem Ausland sollen nicht die Lösung sein.

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Eigentlich hätte der Kohl auf den Feldern im Süden Englands längst abgeerntet sein sollen. Doch dem Landwirtschaftsbetrieb fehlen die helfenden Hände, also bleibt das Gemüse einfach stehen, anstatt in den Handel zu gelangen.

„Ohne Saisonkräfte werden die kommenden Jahre besonders herausfordernd. Und ich glaube, dass es ein verändertes Angebot von britischen Erzeugnissen geben wird, wenn das so kommt“, sagt Landwirt Julian Marks.

Auch das sind mittelbare Folgen des britischen EU-Austritts. Tankstellen müssen ihre Kundschaft vertrösten, weil ihre Treibstoffvorräte aufgebraucht sind. Im Lastverkehr müssen dringend Stellen besetzt werden, damit die LKW nicht stillstehen, doch Arbeitskräfte sind einfach knapp.

Ebenfalls betroffen ist die Tiermast. In diesem Betrieb wissen sie nicht, wohin mit den schlachtreifen Truthähnen, die für das Weihnachtsgeschäft so wichtig sind.

euronews-Reporter Luke Hanrahan berichtet: „Der Betrieb hat auf europäische Arbeitskräfte gebaut, um ihre Truthähne zu schlachten und zu verarbeiten. Doch der Arbeitskräftemangel hat sie in den vergangenen Wochen gezwungen, sie zu vernichten und zu entsorgen. Es ist niemand da, um das Geflügelfleisch zu verpacken."

Die Lage könnte schlimm werden, wenn wir keine Hilfe bekommen
Paul Kelly
Tiermäster

Schnellimbissketten, die vor allem Gericht mit Geflügelfleisch anbieten, haben ihr Angebot in Großbritannien wegen des fehlenden Nachschubs verkleinert beziehungsweise zeitweise Filialen geschlossen. „Man macht diese ganze Arbeit, züchtet Tiere. Es gibt Leute, die die Ware wollen und brauchen. Und man schmeißt sie in die Mülltonne. Das ist sinnloser Abfall. Die Regale sind ziemlich leer. Die Lage könnte schlimm werden, wenn wir keine Hilfe bekommen“, sagt Tiermäster Paul Kelly.

Die britische Regierung will, dass die Betriebe auf Arbeitskraft aus dem Inland zurückgreifen, anstatt eine erleichterte Erteilung von Aufenthaltsgenehmigungen für Saisonkräfte aus dem Ausland zu fordern. Doch wenn das traditionelle Weihnachtsmahl in Gefahr gerät, hört bei vielen Menschen auf der Insel der Spaß auf.

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