Historischer Prozess: Wer hat Thomas Sankara vor 34 Jahren getötet?

Der Präsident von Burkina Faso Thomas Sankara wurde 1987 ermordet
Der Präsident von Burkina Faso Thomas Sankara wurde 1987 ermordet Copyright DOMINIQUE FAGET/AFP
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Von Euronews mit AFP
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In Ouagadoudou, der Hauptstadt von Burkina Faso, hat der Prozess um die Ermordung des ehemaligen Präsidenten Thomas Sankara im Jahr 1987 begonnen.

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Einige nennen ihn den afrikanischen Che Guevara. Der damalige Präsident von Burkina Faso Thomas Sankara ist 1987 - im Alter von 37 Jahren - ermordet worden. An diesem 11. Oktober 2021 hat in Ouagadoudou der historische Prozess begonnen.

"Es ist ein Tag der Wahrheit für mich, meine Familie und alle in Burkina Faso", sagte Mariam Sankara, die Witwe des Ermordeten zum Prozessauftakt. Thomas Sankara wollte die Mentalitäten dekolonialisieren, er war gegen die Rückzahlung der Schulden der Entwicklungsländer an die westlichen Geldgeber und wollte die Korruption bekämpfen. Den Namen seines Landes änderte der Militär, der durch einen Putsch an die Macht gekommen war, von Obervolta in Burkina Faso. Der Name bedeutet "Land der Aufrichtigen".

Sam Mednick/Copyright 2020 The Associated Press. All rights reserved.
Mariam Sankara, die Witwe, beim ersten Prozesstag in OuagadoudouSam Mednick/Copyright 2020 The Associated Press. All rights reserved.

Ex-Präsident und ehemaliger Mitstreiter Blaise Compaoré - angeklagt, aber abwesend

Nicht vor Gericht erschienen ist zum Prozessauftakt - wie erwartet - der Hauptangeklagte, der ehemalige Präsident Blaise Compaoré, ein einstiger Mitstreiter von Thomas Sankara. Der 70-jährige Compaoré, der 1987 nach dem Putsch an die Macht kam und 2014 gestürzt wurde, lebt seit Jahren im Exil in der Elfenbeinküste. Er hat stets bestritten hinter der Ermordung Sankaras zu stecken.

Während der 27 Jahre der Amtszeit von Blaise Campaoré als Präsident von Burkina Faso war der Mord an Thomas Sankara ein Tabuthema. Erst nach seiner Absetzung wurde ein juristisches Verfahren in Gang gesetzt.

Zwölf Angeklagte der vierzehn Angeklagten waren zu Prozessbeginn anwesend - darunter Mitglieder der ehemaligen Präsidentengarde.

Bis heute wird Thomas Sankara in seinem Heimatland verehrt. Er war der charmant lâchelnde junge Staatschef in Uniform. Doch an seinem Gürtel trug er eine Pistole mit Perlmuttgriff, die ihm der nordkoreanische Machthaber Kim Il-Sung geschenkt hat.

Ein bescheidener Präsident, der mit harter Hand regierte

Sankara lebte auch als Präsident bescheiden mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen in einem baufälligen Präsidentenpalast und fuhr einen gebrauchten Renault 5. Auch seine Minister mussten ihre Limousinen abgeben.

Seine Prioritäten waren die Verkleinerung des öffentlichen Dienstes, die Verbesserung des Gesundheitswesens, die Erschließung des ländlichen Raums, die Bildung, die Förderung von Frauen und die Umsetzung einer Politik zugunsten der Bauern.

Sein Slogan war: "Wir müssen die Mentalitäten dekolonisieren". Dabei ging Sankara mit harter Hand vor. Die Bevölkerung wurde von den Komitees zur Verteidigung der Revolution (CDR) überwacht und von den Volksgerichten der Revolution (TPR) bestraft. Der Präsident stoppte einen Lehrerstreik, indem er die Lehrer entließ, Gewerkschaften und politische Opposition wurden unterdrückt.

Seine Beziehungen zur ehemaligen Kolonialmacht Frankreich und dem damaligen Präsidenten Francois Mitterrand sowie zu mehreren Nachbarländern waren angespannt - auch wegen Sankaras Beziehungen zu Libyens Machthaber Gaddafi.

Der Prozess um die Ermordung Sankaras wurde am ersten Tag auf den 25. Oktober verschoben, um zwei Strafverteidigern mehr Zeit für den Einblick in die mehr als 20.000 Seiten umfassenden Akten zu geben.

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