Nach Twitter-Shitstorm: Grüne-Jugend-Sprecherin Heinrich wird bedroht

Gebäude des Parteikongresses der Grünen, 12.06.2021
Gebäude des Parteikongresses der Grünen, 12.06.2021 Copyright Michael Sohn/Copyright 2021 The Associated Press. All rights reserved
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Von Euronews
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Die neue Bundessprecherin der Grünen Jugend wird wegen alter Tweets angefeindet #sarahleeheinrich

Morddrohungen nach Twitter-Shitstorm #sarahleeheinrich

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Die neugewählte Bundessprecherin der Grünen Jugend Sarah-Lee Heinrich zieht sich für einige Tage aus der Öffentlichkeit zurück. Nach einem Shitstorm auf Twitter habe die 20-Jährige "massive und viele Morddrohungen" erhalten, teilte das Büro der Grünen Jugend mit.

Heinrich war am vergangenen Samstag auf dem Bundeskongress der Grünen Jugend zur neuen Vorsitzenden gewählt worden. Sie erhielt in Erfurt 93,84 Prozent der Stimmen und wird den Verband künftig gemeinsam mit Timon Dzienus führen.

Zeitgleich braute sich auf Twitter ein Shitstorm zusammen. Beleidigende und politisch heikle Twitter-Beiträge und Kommentare von Heinrich wurden auf dem sozialen Netzwerk verbreitet. Für einen der Tweets bat sie sofort um Entschuldigung:

#Rassistin oder Jugendsünden?

Unter dem Hashtag #Rassistin nahmen Nutzer:innen Stellung zu den Äußerungen der Grüne-Jugend-Sprecherin. Bei den zum Teil empörten Reposts der Tweets von Heinrich wurde meist nicht angegeben, dass die problematischen Äußerungen der Politikerin aus den Jahren 2014 und 2015 stammen, damals war Heinrich 13, bzw. 14 Jahre alt. Heinrich bat die Twitter Community sie nicht an dem zu messen, was sie als Jugendliche gesagt habe, sondern an ihrem jetzigen Engagement und ihrer Arbeit.

Ihr Co-Sprecher bei der Grünen Jugend Timon Dzenius steht an Ihrer Seite. Er erklärte, Heinrich habe seine vollste Solidarität.

Und fügte dann noch auf Twitter hinzu, dass die beiden sich nicht unterkriegen lassen würden:

Löschen oder dazu Stellung nehmen?

Social-Media-Expert:innen raten vom pauschalen Löschen alter Einträge ab. Das Beste sei es, dazu zu stehen und sich zu erklären. Problematische Posts, Fotos oder Kommentare im Internet seien keine Seltenheit und man müsse sich insbesondere als öffentliche Person darum bemühen, zu zeigen inwieweit man sich weiter entwickelt habe.

Unterstützung aus den eigenen Reihen

Auf Twitter zeigten viele Nutzer:innen Verständnis für Heinrich. Unterstützung bekommt die junge Politikerin auch aus den eigenen Reihen. Für die Grüne Jugend Hamburg werden die alten Tweets von rechten Kreisen benutzt, um eine "junge, linke, Schwarze Frau fertigzumachen".

Solidaritätsbekungen kamen auch von führenden Grünen Politiker:innen. Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt schickte Heinrich am Sonntag folgende Nachricht:

Auch Grünen-Abgeordneter Cem Özdemir schaltete sich in die Diskussion ein. Er lobte Heinrichs Umgang mit ihrer Vergangenheit und kritisierte ihre Angreifer.

Vorwurf der Doppelmoral

Kritiker:innen werfen den Grünen im Umgang mit #sarahleeheinrich Doppelmoral vor. Und so stehen sich auf Twitter zwei Lager mal wieder unversöhnlich gegenüber.

In den Kolumnen mancher Zeitung wird unterdessen gefordert, man solle sich wieder mehr zuhören, offene Diskussionen führen und vor allem Äußerungen nicht aus ihrem Kontext nehmen, um sie als Waffe zu verwenden.

Wie am besten mit Social-Media-Vergangenheit umgegangen werden sollte, diese Frage, werden sich alle angehenden Politiker:innen stellen müssen, die bereits seit Kindesbeinen im Internet unterwegs sind.

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