Hauptstadt-Flughafen: Wer trägt die Schuld am BER-Chaos zu Ferienbeginn?

Maschinen der Lufthansa und von Easyjet auf dem BER, 31.10.2020
Maschinen der Lufthansa und von Easyjet auf dem BER, 31.10.2020 Copyright Kay Nietfeld/POOL via AP
Von Euronews
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4 Stunden vor Abflug am BER sein. Das empfiehlt die Lufthansa derzeit allen abfliegenden Passagieren am deutschen Hauptstadt-Flughafen.

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Rund ein Jahr ist es her, seitdem der Berliner Flughafen BER endlich eingeweiht wurde. Nun kommt der Pannenflughafen erneut in die Negativschlagzeilen. Denn pünktlich zum Herbstferienstart in Berlin und Brandenburg herrscht Chaos bei der Abfertigung der Passagiere, nicht wenige verpassten aufgrund der langen Wartezeiten ihre Flüge.

Ein Flughafen-Sprecher bezifferte die Zahl der abzufertigenden Passagiere am Samstag auf 55.000, am Sonntag 66.000 Passagiere, eine Zahl, die deutlich unter dem Vor-Pandemie-Niveau liegt.

Auf der Webseite des Hauptstadtflughafens wird Reisenden empfohlen, "mindestens zwei Stunden vor Ihrer Abflugzeit" vor Ort zu sein. Doch die Erfahrung vom vergangenen Wochenende zeigen, dass das offenbar nicht ausreichte. Die Frustration unter den Passagieren war entsprechend hoch:

Die Lufthansa hingegen empfiehlt ihren Passagieren, selbst bei Inlandsflügen, die in der Regel nicht länger als 45 Minuten dauern, wegen "des erhöhten Passagieraufkommens zum Ferienbeginn" vier Stunden vor Abflug am Flughafen einzutreffen. Zum Vergleich: selbst der schnellste ICE der Deutschen Bahn schafft die Strecke Berlin-Frankfurt in knappen vier Stunden, wie einige Passagiere ironisch anmerkten.

Doch wer ist schuld am neuerlichen logistischen Desaster am BER? Die Begründung der Flughafengesellschaft ist simpel: der Ferienbeginn, das aufwändige Corona-Prozedere und fehlendes Personal an Check-in-Schaltern, Sicherheitskontrollen und bei den Bodenverkehrsdienstleistern.

Diese Nutzerin war offenbar heilfroh, endlich ihren Koffer in Empfang zu nehmen:

Offenbar hakte es nicht nur beim Abfliegen:

Für die Abfertigungsgeschwindigkeit an den Check-in-Schaltern seien die Fluggesellschaften zuständig. Doch die Lufthansa erklärte gegenüber der Tagesschau, alle ihr zur Verfügung stehenden 12 Schalter geöffnet zu haben. Dort habe es neben personellen Engpässen wegen der Kontrolle von Impfnachweisen deutlich länger gedauert.

Andere wittern dagegen die Konstruktionsdefizite beim Bau des BER, der schon vor der Fertigstellung eigentlich zu klein geplant war.

Am BER ist derzeit nur das Hauptterminal 1 geöffnet, das im vergangenen Jahr fertiggestellte Terminal 2 ist weiterhin geschlossen. Auch das vor der Corona-Pandemie genutzte Terminal 5 bleibt "temporär" zu. Begründet wird dies mit der prekären, wirtschaftlichen Lage der Luftfahrtbranche seit der Corona-Krise, die es nicht erlaubt, kurzfristig ein Terminal zu öffnen. Zudem haben zahlreiche Angestellte ihre befristeten Jobs verloren, andere hätten wegen Kurzarbeitszeitregelungen gekündigt.

Die Gewerkschaft Ver.di macht die prekären Arbeitsbedingungen bei Abfertigern an den Flughäfen verantwortlich. Gegenüber dem Spiegel erklärte eine Vertreterin von Ver.di, dass 16 Prozent der Luftverkehrsbeschäftigten die Branche dauerhaft verlassen habe, bei den Bodendienstleistern sei es fast die Hälfte gewesen.

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