Covid-19: Neue Welle nach den Herbstferien - Wie kommen Europas Kinder durch den Winter?

Kinder in der Corona-Pandemie
Kinder in der Corona-Pandemie Copyright Markus Schreiber/Markus Schreiber
Copyright Markus Schreiber/Markus Schreiber
Von Euronews mit dpa, AFP
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button

Der RKI-Chef warnt vor einer neuen Welle nach den Herbstferien. Und wie sieht es anderswo in Europa aus?

WERBUNG

In Deutschland ist die 7-Tage-Inzidenz der Neuinfektionen mit dem Coronavirus auf über 72,7 angestiegen. In drei  Bundesländern liegt die Inzidenz über 100 - nämlich in Thüringen (135,6) , Sachsen (112,8) und Bayern (109,0). 

Der Chef des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler, warnt vor einer neuen Welle nach den Herbstferien und verweist auf den Sommer, als etwa 20 Prozent der Ansteckungen auf Auslandsaufenthalte zurückgeführt worden waren. Die Schwere und Dauer einer neuen Welle lasse sich laut RKI-Chef aber nur schwer vorhersagen.

Sicher erscheint allerdings, dass in den kommenden Wochen die Ansteckungen unter Kindern, die noch nicht geimpft werden können, ansteigen werden. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach meint, man dürfe nicht einfach hinnehmen, dass viele Kinder infiziert werden.

Auf Twitter teilen besorgte Eltern ihre Erfahrungen mit Kindern, die an Covid-19 erkrankt sind. Eine Kinderkrankenschwester und Mutter von fünf Kindern, die sich auf Twitter @Chaosundich nennt, berichtet vom stressigen Alltag in der Kinder-Quarantäne mit den Worten "Mir geht vor Panik die Luft aus". 

Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin ruft dazu auf, Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren, gegen Corona impfen zu lassen. "Nachdem Daten von über zehn Millionen Kindern und Jugendlichen erhoben wurden, empfehle ich die Impfung den über 12-Jährigen heute allgemein und uneingeschränkt, ich werbe dafür so dringlich wie bei Erwachsenen", sagte Verbandspräsident Jörg Dötsch dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

Auf der Europakarte der Neuinfektionen war Deutschland schon am Donnerstag rot gefärbt - allerdings nicht dunkelrot wie mehrere Staaten in Osteuropa oder im Baltikum.

Herdenimmunität in Spanien so gut wie erreicht?

Auch in Spanien hatten Expertinnen und Experten mit steigenden Infektionen unter Kindern im Herbst gerechnet. Doch das Katatstrophen-Szenario ist nicht eingetreten. "Wir befinden uns im besten der Szenarien, die wir vor einem Monat erwarten konnten", erklärt Quique Bassat, Epidemiologe am Institut ISGlobal in Barcelona in El Pais. "Die Ansteckungen sind stark und sehr schnell zurückgegangen, und das hat zusammen mit den Schutzmaßnahmen, die in den Schulen aufrechterhalten wurden, ausgereicht, selbst bei einer Variante, die so ansteckend ist wie Delta".

Jesús Rodríguez Baño, Leiter der Abteilung für Infektionskrankheiten am Krankenhaus Virgen de la Macarena in Sevilla, teilt diese Ansicht. "Wenn wir nach einer Erklärung dafür suchen müssen, warum sich die epidemiologische Situation nachhaltig verbessert, und zwar auch bei den Ungeimpften, da die Delta-Variante zirkuliert und wir allmählich zur Normalität zurückkehren, ist die einzig plausible, dass etwas Ähnliches wie das Konzept der Herdenimmunität bereits funktioniert", sagt er.

In Spanien sind etwa 80 Prozent der über 12-Jährigen gegen Covid-19 geimpft.

Sinkende Zahlen in Frankreich - Keine Masken in der Schule bei Inzidenz unter 50

In Frankreich ist die Impfquote noch höher und die Neuinfektionen mit dem Coronavirus sind in den vergangenen Wochen deutlich gesunken. Die Herbstferien haben noch nicht begonnen. Aber schon seit Wochen gilt die Regel, dass in den Départements, in denen die 7-Tage-Inzidenz unter 50 pro 100.000 Bewohnerinnen und Bewohner liegt, die Maskenpflicht in den Schulen entfällt. Am 14. Oktober bestand die Maskenpflicht nur noch in 22 Départements.

Nicht genug Vorsorge Schweizer Schulen?

In der Schweiz ist die 7-Tagen-Inzidenz etwa genauso hoch wie in Deutschland. In der Swiss Medical Week rufen Coronavirus-Expertinnen und -Experten wie Isabella Eckerle, Olivia Kaiser und Christian Althaus die Gesundheitsbehörden dazu auf, eine Strategie für den Winter in den Schulen vorzulegen.

Sie schreiben: "Wir plädieren nachdrücklich für sinnvolle Corona-Maßnahmen in den Schulen, um die Unterbrechung der Schulbildng von Kindern zu verringern und diejenigen Bevölkerungsgruppen zu schützen, die noch nicht für eine Impfung in Frage kommen. (...) Die Anwendung des Vorsorgeprinzips wird auch mögliche unbekannte negative Langzeitfolgen für die Gesundheit verhindern. Durch die Umsetzung der bekannten wirksamen Maßnahmen werden sowohl die gefährdeten Kinder und Erwachsenen als auch das gesamte Gesundheitssystem sicherer. Der Schutz von Kindern ist nicht nur ein moralisches Gebot, sondern wird uns auch helfen, die epidemische Situation unter Kontrolle zu bringen und eine kontinuierliche Schulöffnung während des kommenden Winters zu gewährleisten."

Nicht genug Vorsorge für Kinder in britischen Schulen?

Professor Christina Prangel aus London beklagt auf Twitter die mangelnden Maßnahmen der britischen Regierung und der Gesundheitsbehörden für die Schulen, die sich durch die Krise quälen müssen so gut es geht - ohne klare Regeln.

Zuletzt war die Regierung Johnson wegen ihre Managements der Coronakrise in einem Bericht heftig kritisiert worden. Die 7-Tage-Iinzidenz im Vereinigten Königreich liegt Stand 17.10. bei 417.

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

Tod eines 12-jährigen Jungen in Deutschland: Covid-Impfung oder Vorerkrankung als Ursache?

Neuer Höchststand an Covid-19-Toten in Russland und Großbritannien

Drei Deutsche wegen Spionage für China festgenommen