Nach 107 Gipfeln: "Kompromissmaschine" Merkel emotional auf EU-Ebene verabschiedet

Nicht immer waren sie sich einig: Angela Merkel und Emmanuel Macron beim letzten EU-Gipfel der deutschen Regierungschefin in Brüssel.
Nicht immer waren sie sich einig: Angela Merkel und Emmanuel Macron beim letzten EU-Gipfel der deutschen Regierungschefin in Brüssel. Copyright John Thys/AFP via AP
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Von Alexandra Leistner
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Paris ohne den Eiffelturm und der Vatikan ohne den Papst: Die Staats- und Regierungschefs können sich die Gipfel in Brüssel ohne die scheidende deutsche Kanzlerin Angela Merkel nur schwer vorstellen.

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Am Ende ihres letzten EU-Gipfels ist die scheidende deutsche Kanzlerin von ihren Kolleginnen und Kollegen, den Staats- und Regierungschefs der EU-Mitgliedsstaaten, mit Geschenken und überschwänglichen Worten verabschiedet worden.

Bei einer kleinen Abschiedszeremonie wurde auch ein 2 Minuten und 24 Sekunden langer Zusammenschnitt mit dem Titel "Dankeschön Angela" gezeigt, mit Szenen von Gipfeln der vergangenen 16 Jahre.

In dem Video ist Merkel bei ihrem ersten Gipfel im Jahr 2005 zu sehen, an der Seite von Politikern wie Jaques Chirac, Tony Blair und Silvio Berlusconi. Charles Michel, Präsident des Europäischen Rates, schrieb dazu auf Twitter: "Danke für deine Erfahrung, deine Weisheit und deine Fähigkeit, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren".

Zur Erinnerung an ihre politische Karriere auf EU-Ebene bekam Merkel zudem eine Skulptur des Europagebäudes überreicht.

Auch Obama denkt an seine "wunderbare Freundin"

Auch der frühere US-Präsident Barack Obama, mit dem sich Merkel gut sehr verstand und auch nach seiner Amtszeit in engem Kontakt stand, schickte eine Videobotschaft an Merkel.

"Nur bei sehr wenigen Regierenden kann man sich darauf verlassen, dass sie ihre Grundsätze über jedes eng definierte Eigeninteresse stellen", sagte Obama. Dank ihr habe man viele Stürme überstanden. Er nannte sie auch ein Vorbild.

Angela Merkel sei die "wichtigste Beziehung, die wichtigste Freundschaft, die ich in meiner Amtszeit hatte", hat Obama einmal gesagt.

Was haben Merkel und der Eiffelturm gemeinsam?

Bevor es stehenede Ovationen für Merkel gab, würdigte EU-Ratspräsident Charles Michel die Noch-Kanzlerin als "Monument". Ein EU-Gipfel ohne Merkel sei wie Rom ohne den Vatikan oder Paris ohne den Eiffelturm. Ihre Weisheit werde insbesondere in komplexen Zeiten fehlen. Michel lobte zudem Merkels "Nüchternheit und Einfachheit". "Du verlässt uns nicht. Dein Geist und deine Erfahrung werden bei uns bleiben", sagte der Ratschef. "Du bist ein Kompass und eine Lichtgestalt unseres europäischen Projekts."

Auf Twitter fanden manche das an Merkel überreichte Geschenk gewöhnungsbedürftig.

Die "Kompromissmaschine" Merkel?

Eine etwas ungewöhnliche Verabschiedung kam für Merkel aus Luxemburg. Premierminister Xavier Bettel sagte: "Ich muss Ihnen sagen, die meisten Leute wissen das nicht, aber Frau Merkel war so eine Kompromissmaschine. Also ich werde sie vermissen. Europa wird sie vermissen. Und wir als Luxemburger, als Nachbarn, auch. Es ist eine große Person, die uns verlassen wird."

Wirklich der letzte Gipfel?

Sollte bei den Koalitionsverhandlungen in Deutschland nicht wie geplant Ende November ein Vertrag präsentiert werdeb, würde Merkel Deutschland Mitte Dezember (16./17.Dezember) noch einmal beim EU-Gipfel vertreten.

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