Was hat Schweden in der Covid-19-Pandemie falsch gemacht?

Schwedens scheidender Regierungschef Stefan Löfven
Schwedens scheidender Regierungschef Stefan Löfven Copyright Johanna Geron/Copyright 2021 The Associated Press. All rights reserved
Copyright Johanna Geron/Copyright 2021 The Associated Press. All rights reserved
Von Euronews mit Efe, dpa
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button

Ein harsches Urteil der Kommission, die das Management der Corona-Pandemie der Regierung in Schweden untersucht hat.

WERBUNG

Schwedens Umgang mit der Corona-Pandemie sei "langsam" und "unzureichend" gewesen, zu diesem Ergebnis kommt eine von der Regierung eingesetzte Kommission.

Der an diesem Freitag veröffentlichte Zwischenbericht kritisiert die Reaktion der schwedischen Regierung auf den Ausbruch des Coronavirus sowie die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus. "Schwedens Umgang mit der Pandemie war durch Verzögerungen gekennzeichnet", so die Kommission. "Die zu Anfang getroffenen Schutzmaßnahmen reichten nicht aus, um die Ausbreitung der Infektion im Land zu stoppen oder auch nur stark einzuschränken."

So stellt der Bericht fest, dass das schwedische Sozialministerium mehr als sechs Wochen brauchte, um sicherzustellen, dass das Gesundheitspersonal mit persönlicher Schutzausrüstung ausgestattet wurde.

Zahlen zum Coronavirus in Wahrheit offenbar höher

Es sei davon auszugehen, dass die Infektionsausbreitung im März 2020 deutlich dramatischer war, als aus den von den Behörden damals vorgelegten Daten hervorgeht, heißt es im Zwischenbericht.

Die Kommission kritisierte zudem das anfängliche Zögern bei der Infektionsverfolgung. „Die Kommission ist der Auffassung, dass (...) die späte Infektionsverfolgung die Bekämpfung der Pandemie erschwert hat“, heißt es. Auch mit dem Testen habe man viel zu spät begonnen. Die Kommission bezeichnete es auch als "Scheitern", dass Schweden sein im April 2020 gesetztes Ziel von 100.000 COVID-19-Tests pro Woche erst im September erreicht hat.

Gesetze und Vorbereitung waren "unzureichend"

Als weiteres Hindernis sieht die Kommission, dass die gesetzlichen Voraussetzungen für strengere Maß­nahmen nicht früher geschaffen wurden. "Schon während der ersten Welle hätte klar sein müssen, dass die Instrumente des Gesetzes unzureichend waren."

Die Notfallhelfer mussten die "extreme Belastung" auf sich nehmen, sich auf die Pandemie vorzubereiten und einzustellen, so der Bericht weiter.

Gleichzeitig wurde die generelle Vorbereitung des Landes auf die Gesundheitskrise als "unzureichend" bezeichnet. Anders als in den meisten europäischen Ländern wurde in Schweden während der ersten Infektionswelle kein Lockdown durchgesetzt, sondern kaum Maßnahmen getroffen.

Nach Kritik verhängte die schwedische Regierung im Herbst 2020 zwar Beschränkungen, allerdings weniger als in den meisten anderen EU-Mitgliedstaaten.

Die Behörden setzten die ganze Zeit über stark auf freiwillige Empfehlungen für Verhaltensregeln wie Abstandhalen und Masketragen. Geschäfte, Schulen und viele öffentliche Räume geöffnet blieben.

Die von der Regierung eingesetzte Kommission hat eingeräumt, dass sich eine Mehrheit für eine andere COVD-19-Strategie entschieden hatte, wird ihre Bewertung aber bis zu ihrem Abschlussbericht im Februar 2022 zurückstellen.

Im Dezember hatte die Kommission bereits einen ersten Bericht über die Verwaltung von Altenheimen vorgelegt, auch dabei war von vielen Fehlentscheidungen die Rede.

Schweden hat mehr als 15.000 Todesfälle durch das Coronavirus zu verzeichnen, eine wesentlich höhere Pro-Kopf-Rate als andere skanidnavische Länder.

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

Magdalena Andersson (54) - erste Frau als Ministerpräsidentin in Schweden

Schwedens starke Sozialdemokratin: Wer ist Magdalena Andersson?

Noch im September: Schweden befreit sich von Corona-Restriktionen