Merkel selbstkritisch: In der Klimapolitik „sehr viel schneller werden“

Angela Merkel auf der Klimatagung COP 26
Angela Merkel auf der Klimatagung COP 26 Copyright PHIL NOBLE/AFP
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Von euronews
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Die geschäftsführende deutsche Bundeskanzlerin äußerte sich ausführlich zum Thema Umwelt- und Klimapolitik und zieht diesbezüglich eine Bilanz ihrer Amtszeit.

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Zum Auftakt des Klimagipfels COP26 weilte auch die geschäftsführende deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel in Glasgow. Damit schloss sich der Kreis ihrer politischen Laufbahn, denn 1995 hatte sie als Umweltministerin in Berlin die erste Tagung dieser Art geleitet. Dass die Politik auf Kundgebungen am Rande der COP 26 in Glasgow aufgefordert wird, in Sachen Klimapolitik mehr zu tun, stößt bei Merkel auf Verständnis.

Aus der Perspektive junger Leute geht es berechtigterweise immer noch zu langsam
Angela Merkel
geschäftsführende deutsche Bundeskanzlerin

„Wir müssen sehr, sehr viel schneller werden. Das zeigt jeder IPCC-Bericht. Und da sage ich den jungen Leuten: Sie müssen Druck machen, und wir müssen schneller werden. Wir sind schneller geworden, aber nie war es so, dass der Abstand zu den wissenschaftlichen Einschätzungen noch mal gewachsen ist. Und das muss sich jetzt in diesem Jahrzehnt verändern. Wir müssen wieder den wissenschaftlichen Einschätzungen folgen, und das heißt eben, sehr nah bei 1,5 Grad Erderwärmung bleiben. Glasgow hat schon einige Ergebnisse gebracht, aber aus der Perspektive junger Leute geht es berechtigterweise immer noch zu langsam“, sagte Merkel gegenüber dem Sender Deutsche Welle.

Wir brauchen für unsere Entscheidungen immer Mehrheiten. Das ist ein Thema, was ich mit den Klimaschützern immer wieder bespreche
Angela Merkel
geschäftsführende deutsche Bundeskanzlerin
CHRISTOPHER FURLONG/AFP
Merkel in Glasgow mit dem britischen Premierminister JohnsonCHRISTOPHER FURLONG/AFP

Das gelte auch für das, was in Deutschland bisher umgesetzt worden sei, so Merkel. „Wir sind in meiner Amtszeit jetzt schon aus der Steinkohle ausgestiegen, wir haben den Fahrplan für den Ausstieg aus der Kohle, aber da gibt es eben auch Kritik: Das ist zu spät. Wir sind im internationalen Vergleich natürlich auch nicht ganz schlecht als Deutschland. Wir müssen jetzt auch nicht nur uns kritisieren, aber wir sind auch eines der führenden Industrieländer. Und wenn es neue Technologien gibt, wenn man zeigen will, wie ich bei der Mobilität und bei der Energieversorgung umsteigen kann, da muss Deutschland mit gutem Beispiel vorangehen", so Merkel.

„Wir brauchen für unsere Entscheidungen immer Mehrheiten", sagte sie. „Das ist ein Thema, was ich mit den Klimaschützern immer wieder bespreche. Die sagen: Ihr müsst das jetzt tun! Und ich sage: Ich muss trotzdem Mehrheiten bekommen. Es gibt auch viele soziale Erwartungen, es gibt viele Ängste. Ja, ich war eigentlich immer dran, aber trotzdem kann ich heute nicht sagen: Das Ergebnis ist schon befriedigend“, sagte die geschäftsführende Kanzlerin.

Die Bundesregierung unter Merkels Führung hat als Ziel ausgegeben, Deutschland bis 2045 klimaneutral zu machen. Für viele ist dieses Vorhaben nicht ehrgeizig genug.

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