Impfgegner in Tschechien: "Man wird zum Staatsfeind erklärt"

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Von Jiri Skacel mit dpa
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Rekordwert bei Corona-Neuinfektionen in Tschechien, doch die Impfgegner sind auf der Straße.

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In Tschechien ist die Zahl der täglichen Neuinfektionen auf einen Rekordwert gestiegen. Innerhalb von 24 Stunden gab es 22.479 neue bestätigte Fälle - so viele wie noch nie an einem Tag seit Beginn der Pandemie vor mehr als anderthalb Jahren. Das ging am Mittwochmorgen aus den Zahlen des Gesundheitsministeriums in Prag hervor. Der bisherige Höchststand lag bei 17.778 Fällen am 6. Januar.

1989 kämpften Tschechen und Slowaken während der friedlichen Samtenen Revolution für ihre Freiheit.

Nun haben die Menschen in Prag, die diesen Anlass mit einer Mahnwache mit Kerzen begehen, eine andere Sorge: Was ist wahre Freiheit? Geimpft werden, reisen, Theater, Konzerte und Kneipen besuchen und große Sportveranstaltungen genießen, oder Impfungen abzulehnen, weil sie den Impfstoff für gefährlich halten und nicht glauben, dass sie für andere Menschen zur Gefahr werden. Ein heikles Thema in Tschechien, wie in anderen Ländern.

Eine Frau meint: "Nicht einmal die Kommunisten wagten es, das zu tun, was heute hier passiert. Wir haben wirklich keine Freiheit mehr. Lockdown, eingeschränktes Reisen, Sportverbot für Kinder und kein Schulbesuch – das ist keine Freiheit. Das ist ein totalitäres System." Und eine andere sagt: "Wenn man sich nicht impfen lässt, wird man zum Staatsfeind erklärt. Das ist nicht richtig."

Ist dies eine echte Angst oder das Ergebnis einer Propagandakampagne, die die Menschen davon überzeugt, dass der Impfstoff gefährlich ist? Eines ist klar: 32 Jahre nach den pro-demokratischen Protesten geht es in Tschechien vielen Menschen um die Freiheit, doch diesmal um eine andere.

Die landesweite Sieben-Tage-Inzidenz - also die Zahl der Neuinfektionen je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen - stieg auf 813. In den Krankenhäusern werden mehr als 4.400 Corona-Patienten behandelt, von denen sich mehr als 660 in einem ernsten Zustand befanden. Am stärksten betroffen sind derzeit die Verwaltungsregionen Mährisch-Schlesien und Olomouc (Olmütz). Nur knapp 6,2 Millionen der 10,7 Millionen Einwohner des deutschen Nachbarlandes sind vollständig geimpft.

Die Regierung will am Donnerstag über weitere Verschärfungen der Corona-Maßnahmen beraten. Als eine Option wird über eine 2G Regel (genesen, geimpft) für Gastronomie- und Beherbergungsbetriebe wie in Bayern nachgedacht. Derzeit genügt dort auch ein negatives Testergebnis. Das Kabinett unter Ministerpräsident Andrej Babis ist nach seiner Niederlage bei der Parlamentswahl Anfang Oktober nur noch geschäftsführend bis zur Ernennung einer neuen Regierung im Amt.

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