Nazi-Vergleiche und Wadenspritzer: Was Impfgegner in Wien glauben

Impfgegner bei Protest gegen die Corona-Regeln in Wien
Impfgegner bei Protest gegen die Corona-Regeln in Wien Copyright Lisa Leutner/The Associated Press
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Von Euronews mit AP
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Viele sind schockiert über den Protest von mehr als 30.000 Impfgegnerinnen und gegnern in Wien.

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Zehntausende in Wien protestieren gegen den Lockdown und die geplante Impf-Pflicht. Wer sind diese Leute. Der Wiener Kurier meint zu den Protestierenden: "Menschen, die an die gemeinsame, von wissenschaftlichen Expertisen untermauerte Lösung nicht glauben. Menschen, die sich nicht impfen lassen wollen. Vielschichtig sind ihre Argumente, verschwimmend die Beweggründe der verschiedenen Gruppen, die, aus allen Gesellschaftsschichten kommend, in offenen Widerstand treten. Als Naturheiler, Digitalisierungsüberforderte, Extremrechte, Verharmloser. Medienkritiker, Verschwörungstheoretiker, „Querdenker“. Rechtskatholen, Hardcore-FPÖ-Anhänger, Linksliberale, Systemkritiker. Sogar als Ärzte, Hobby-Mediziner, Esoteriker, Staatsverweigerer, passionierte Ignoranten. Sie warten auf das Ende der Seuche, den „Totimpfstoff“, vertrauen ihrem „guten Immunsystem“ oder sind Anhänger der Anti-Wurm-Bewegung."

Neben Flaggen von Rumänien - einem Land mit hoher Corona-Inzidenz und niedriger Impfquote, aus dem offenbar Protestierende  mitmachten - war auch das Symbol der verschwörungstheoretischen QAnon-Bewegung aus den USA zu sehen. Auch Freiheitstrychler aus der Schweiz waren angereist.

Florian Schroetter/Copyright 2021 The Associated Press. All rights reserved
Rumänische un QAnon-Fahne bei Corona-Protesten in Wien am 20.11.2021Florian Schroetter/Copyright 2021 The Associated Press. All rights reserved

Rechtsextreme als Opfer wie im Nationalsozialismus?

Impf-Gegnerinnen und -Gegner haben sich mit Opfern des deutschen Nationalsozialismus verglichen. Dazu sagte Österreichs Innenminister laut STANDARD, die Verwendung von gelben Sternen mit der Aufschrift "Ungeimpft" sei ein Versuch, sich mit den Opfern des NS-Regimes gleichzusetzen. "Das ist nicht nur völlig geschmacklos, sondern verharmlost die Verbrechen der Nationalsozialisten und beleidigt die Millionen Opfer der NS-Diktatur und deren Angehörige", sagte Karl Nehammer.

Mindestens 10 Protestierende wurden nach gewaltsamen Ausschreitungen festgenommen.

Auf Videos sind brutale Szenen von Agriffen gegen Polizei und Medien zu sehen.

Offenbar glaubten einige der Demonstrierenden, es sei geplant gewesen, sie bei dem Protest gegen die Coronaregeln gegen ihren Willen zu impfen - in die Waden. Diese Fake News wurde über Telegram verbreitet.

Die Protestierenden nehmen den "Nürnberger Kodex" für sich in Anspruch und werfen damit der österreichischen Regierung vor, sie unternehme medizinische Versuche an Menschen wie die deutschen Nationalsozialisten im Dritten Reich.

Einige Beobachter fühlen sich an 1938 und den sogenannten Anschluss Österreichs an Nazi-Deutschland erinnert.

Auf Plakaten fordern Demonstrierende den Einsatz von Ivermectin, einem Entwurmungsmittel, das vor allem in der Tiermedizin eingesetzt wird.

In den österreichischen Medien erklären Teilnehmer der Demo, es sei alles friedlich geblieben.

Auch im belgischen Brügge haben an diesem Samstag Impfgegnerinnen und Impfgegner protestiert, die den Gleichgesinnten in Wien alles Gute wünschen. Das Video unterlegt Twitter-User Yannick mit dem Songtext: "Wenn Du ein Idiot bist..."

Der Jurist und Datenschützer Max Schrems - der durch seine Klage gegen Facebook über die Grenzen Österreichs hinaus bekannt wurde - schreibt zu den Protesten: "Geht's einfach....impfen".

Weitere Quellen • Der Standard, Der Kurier

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