Kommt 3G zu spät? 5 Bundesländer müssen Corona-Patienten verlegen

Eine Covid 19-Station im Universitätsklinikum Leipzig
Eine Covid 19-Station im Universitätsklinikum Leipzig Copyright Waltraud Grubitzsch/(c) dpa-Zentralbild
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Von Euronews mit dpa, afp
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Auch wenn die Impfkampagne zuletzt wieder an Fahrt aufgenommen hat - die Coronalage auf den deutschen Intensivstationen spitzt sich derzeit dramatisch zu. So sehr, dass jetzt die Operation "Kleeblatt" beginnt.

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In Deutschland gilt in öffentlichen Verkehrsmitteln - auch bei der Bahn - jetzt die 3G-Regel - alle müssen geimpft, genesen oder getestet sein und das nachweisen.

Die 7-Tage- Inzidenz liegt zum allerersten Mal über 400.

"Impfpflicht durch die Hintertür"

Auch am Arbeitsplatz gilt 3G - der Gewerkschafter Martin Feder von der IG Metall in Bamberg hätte sich eine Impfpflicht für alle gewünscht. Er spricht von einer "Impfpflicht durch die Hintertür"

In Bayern müssen in Landkreisen mit Inzidenzen über 1.000 Hotels und Restaurants schließen.

Im Bundesland mit der niedrigsten Impfquote - in Sachsen - sorgt die 2-G-Regel dafür, dass sich jetzt mehr Menschen boostern oder zum ersten Mal impfen lassen.

Doch auch hier gibt es Kritik. Ein Ehepaar, das bei 3 Grad im Freien warten muss, beklagt, dass die Auffrischungsimpfungen viel zu spät kommen.

Ein junger Mann berichtet, er wolle wieder Party machen und verspricht sich vom Impfen mehr Freiheit. Allerdings wolle sich in seinem Freundeskreis kaum einer impfen lassen. Er sei da der einzige.

Jüngere Patientinnen und Patienten müssen länger intensivmedizinisch betreut werden

Auf vielen Intensivstationen sind alle Betten belegt und schwer Erkrankte müssen kilometerweit transportiert werden. Zudem verweist Intensivmediziner Uwe Janssens auf das Problem, dass jetzt jüngere Menschen schwer an Corona erkrankt sind und dass diese länger auf den Intensivstationen liegen, die dann nicht für andere Patientinnen und Patienten frei werden.

Die Operation "Kleeblatt" hat begonnen.

Situation in Bayern, Thüringen, Sachsen, Berlin und Brandenburg kritisch

Fünf Bundesländer haben nun offiziell das sogenannte Kleeblatt-Konzept aktiviert. So wird das System bezeichnet, nach dem in Deutschland in Not- und Krisensituationen Intensivpatient:innen verlegt werden, wenn die Kapazitäten in Krankenhäusern an ihre Grenzen stoßen.

Bis zum Wochenende sollen mehrere Dutzend Patient:innen aus den stark von Corona betroffenen Regionen im Osten und Süden in andere Teile Deutschlands verlegt werden, wie das Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) mitteilte.

In den nächsten Tagen soll eine "größere Anzahl" an Erkranken aus Bayern, Thüringen, Sachsen, Berlin und Brandenburg in andere "Kleeblatt-Regionen" gebracht werden. Aktuell gebe es etwa im Norden und in Hessen noch freie Kapazitäten.

Wie der Vorsitzende des Arbeitskreises der Innenministerkonferenz für Feuerwehrangelegenheiten, Rettungswesen, Katastrophenschutz und zivile Verteidigung, Hermann Schröder, mitteilte, wurden über das Kleeblatt-Verfahren Anträge auf bundesweite Verlegung für insgesamt rund 80 Patient:innen gestellt. dabei geht es vor allem Covid-19-Patient:innen.

Kleeblatt-Konzept: Rund 80 Patient:innen sollen verlegt werden

Bund und Länder hatten das System während der ersten Corona-Welle im Frühjahr 2020 entwicklet. Im September vergangenen Jahres ist es durch die Innen- und Gesundheitsminister beschlossen worden. Die 16 Bundesländer sind dabei in fünf Gruppen aufgeteilt, in die "Kleeblätter" Nord, Süd, Ost, West und Südwest.

  • NORD: Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern
  • SÜD: Bayern
  • OST: Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Berlin
  • WEST: Nordrhein-Westfalen
  • SÜDWEST: Baden-Württemberg, Saarland, Rheinland-Pfalz und Hessen

Generell werde darauf geachtet, dass die aufnehmenden Krankenhäuser in Regionen liegen, die aktuell weniger stark von der Corona-Pandemie betroffen sind. Das Steuerungsgremium des Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) kommt regelmäßig zusammen und klärt unter anderem, mit welchen Transportmitteln die Betroffenen verlegt werden.

Wenn in einer der Regionen absehbar keine freien Plätze mehr vorhanden sind, wird im Austausch mit dem Gemeinsamen Melde- und Lagezentrum von Bund und Ländern beim Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) die Verlegung auch in andere Gebiete organisiert. Eine Fachgruppe des Robert Koch-Instituts berät dabei.

Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) wurden zuletzt 638.109 Menschen geimpft. Das ist der höchste Tageswert seit dem 28. Juli. Möglicherweise hat das Inkrafttreten strengerer Regeln in vielen Teilen Deutschlands mehr Menschen bewegt, sich impfen zu lassen.

In Bussen und Bahnen sowie am Arbeitsplatz gilt nun bundesweit die 3G-Regel, in mehreren Bundesländern gilt vielerorts die 2G-Regel, die bedeutet, dass nur Geimpfte und Genesene bei vielen Veranstaltungen oder in Restaurants Zutritt haben.

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Unter den jüngsten Impfungen waren demnach 84.478 Erstimpfungen, 56.091 Zweitimpfungen und 497.540 Auffrischungsimpfungen.

Eine Woche zuvor waren es insgesamt rund 465.000 Impfungen gewesen.

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Weitere Quellen • Robert Koch Institut (RKI), tagesschau

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