Brinkmann, Drosten & Streeck: Wer ist im neuen Corona-Experten-Gremium?

Virologin Melanie Brinkmann ist im wissenschaftlichen Expertenteam zur Coronavirus-Pandemie
Virologin Melanie Brinkmann ist im wissenschaftlichen Expertenteam zur Coronavirus-Pandemie Copyright Michael Sohn/Copyright 2020 The Associated Press. All rights reserved
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Von Kirsten RipperEuronews
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An diesem Dienstag kommt das neue wissenschaftliche Expertengremium der deutschen Regierung zum ersten Mal zusammen. Ist Streit dort vorprogrammiert?

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Das neue Expertengremium, das die Regierung von Olaf Scholz in der Corona-Pandemie beraten soll, besteht aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die in der Vergangenheit sehr unterschiedliche Positionen vertreten haben. Während der Coronavirus-Experte der Berliner Charité Christian Drosten und die Helmholtz-Forscherin Melanie Brinkmann oft für Einschränkungen plädiert haben, hat der Bonner Virologe Hendrick Streeck meist einen weniger von Vorsicht geprägten Kurs propagiert.

Der neue Gesundheitsminister Karl Lauterbach erklärte im Vorfeld "Wir werden bereits Dienstag zusammenkommen und das weitere Vorgehen beraten. Für mich wird die enge Zusammenarbeit mit diesen Wissenschaftlern Grundlage meiner Politik sein. Wir kennen uns schon lange".

Die »Welt am Sonntag« hat eine Reihe von Namen von Forschenden veröffentlicht, die dem sogenannten Wissenschaftlichen Expertengremium angehören sollen.

Coronavirus-Experte Christian Drosten (49)

Der Chefvirologe der Berliner Charité hatte schon die Regierung von Angela Merkel beraten. Schon seit Jahren beschäftigt sich der Forscher mit dem SARS-Virus.

Seit Beginn der Corona-Pandemie erklärt Drosten die Viruserkrankung in einem sehr erfolgreichen NDR-Podcast.

Der Mediziner ist in Lingen geboren, auf einem Bauernhof im Emsland aufgewachsen und hat in Frankfurt studiert. Seine Lebensgefährtin arbeitet für das Robert-Koch-Institut, die beiden haben ein Kind.

Drosten verwehrt sich häufig gegen die Kritik aus der Politik an der Wissenschaft. Wie der neue Gesundheitsminister Karl Lauterbach wird der Charité-Virologe von Impfgegner:innen und Corona-Leugner:innen häufig angefeindet.

Virologe Hendrik Streeck (45)

Hendrik Streeck ist der Nachfolger von Christian Drosten als Leiter des Virologischen Instituts der Uniklinik Bonn. Er hat auch zum HIV-Virus geforscht.

Bisher hatte Streeck vor allem die Landesregierung von NRW beraten und nach dem Ausbruch des Coronavirus in Heinsberg eine Studie dazu erstellt.

Vor seinem Medizin-Studium in Berlin, Harvard und Bonn hat er Musikwissenschaft und BWL studiert.

Streecks Ehemann arbeitet im Gesundheitsministerium in Berlin.

Virologin Melanie Brinkmann (48)

In den vergangenen Monaten waren nicht nur Drosten und Streeck in zahlreichen Talk-Shows im deutschen Fernsehen zu sehen, sondern auch die Virologin Melanie Brinkmann. Sie forscht am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig.

Sie hat sich konstant für eine Eindämmung der Infektionszahlen ausgesprochen.

Melanie Brinkmann ist verheiratet und hat drei Söhne.

Physikerin Viola Priesemann (40)

Viola Priesemann ist eine Physikerin, die sich auf die Moellierung komplexer Systeme spezialisiert hat. Sie hat in Darmstadt, Paris, Kalifornien und Frankfurt studiert und forscht jetzt am Max-Planck-Institut in Göttingen.

Seit Beginn der Corona-Pandemie erstellt Priesemann Modelle zur Eindämmung des Infektionsgeschehens. Zusammen mit der Frankfurter Virologin Sandra Ciesek hatte Priesemann im Februar 2021 eine Strategie vorgestellt, mit der ein ständiges Hin- und Her zwischen Lockdown und Lockerungen - der sogenannte Jo-Jo-Effekt - vermieden und eine langfristige Strategie angeboten werden sollte. "Wir möchten damit eine Zukunftsperspektive für jeden Einzelnen wie für Gesellschaft und Wirtschaft aufzeigen", schrieben die Forscherinnen in einem auf ZEIT ONLINE veröffentlichten Artikel. Der Plan versuchte auch, die aufgeheizte Debatte zu beruhigen. Die Forscher:innen meinten, dass eine transparente Kommunikation nötig sei, damit die Menschen anhand veröffentlichter Zahlen verstehen, warum Einschränkungen notwendig sind.

Intensivmediziner Christian Karagiannidis (49)

Christian Karagiannidis ist Präsident der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN) und Leiter des DIVI-Registers, das die Intensivbetten in deutschen Krankenhäusern verzeichnet. Er lehrt auch an der Uni Witten/Herdecke.

In den vergangenen Wochen hatte der Arzt, der am Klinikum Köln-Merheim tätig ist, vor der Überlastung der Intensivstationen in Deutschland gewarnt.

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Thomas Mertens (71), Chef der Ständigen Impfkommission (Stiko)

Thomas Mertens ist seit 2004 Mitglied der Ständigen Impfkommission (Stiko) am Robert Koch-Institut in Berlin und seit 2017 ihr Vorsitzender. Eigentlich ist Mertens Experte für Herpesviren.

Zuletzt hatte der Virologe mit dem Satz Aufsehen erregt, dass er ein eigenes sieben Jahre altes Kind nicht gegen Covid-19 impfen lassen würde. Die Stiko gab auch nur eine eingeschränkte Empfehlung zur Impfung von 5 bis 11-Jährigen in Deutschland.

Lothar Wieler (60), Präsident des Robert Koch-Instituts

Der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI) ist Fachtierartz für Mikrobiologie. Er erforscht die Epidemiologie multiresistenter bakterieller Pathogene, insbesondere von Zoonose-Erregern.

Als RKI-Chef berät der 60-Jährige die Bundesregierung sowie die Landesregierungen in der Cornavirus-Krise.

Wieler ist verheiratet und hat zwei erwachsene Töchter.

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