Vor drei Jahren wurden sie totgesagt, heute feiern sie ihr rollendes Comeback: In Europa werden Nachtzüge auf mehr und mehr Strecken eingesetzt.
Abends am Eiffelturm einsteigen und morgens am Prater aufwachen. Neue Nachtzüge zwischen Paris und Wien sollen's möglich machen - und Fahrgäste zurück auf die Schienen locken, um das Klima zu schonen. Der erste Zug war bei der Eröffnungsfahrt coronabedingt allerdings fast leer.
"Zwischen heute und 2030 will Frankreich zehn europäische Verbindungen wiederöffnen," kündigte der beigeordnete französische Minister für Verkehr Jean-Baptiste Djebbari an. "Die Herausforderung auf europäischer Ebene wird darin bestehen, diese Verbindungen neu zu vernetzen, Kunden zurückzugewinnen und das Angebot auszuweiten: Frankreich wird bis 2030 rund 30 neue Züge brauchen."
Rollendes Gästezimmer
Ausgerüstet sind die österreichischen Nachtzüge mit Namen "Nightjet" mit Schlafwagen und Waggons mit Liegesitzen, aber auch herkömmlichen Sitzplätzen.
Die Waggons sind mit einem Waschbecken, einige von ihnen sogar mit einer gemeinsamen Dusche ausgestattet. Allerdings hat der betroffene Zug des ÖBB kein WLAN und einige Heizungen sind defekt. Dafür gibt es Handtücher und das Frühstück ist im Preis inbegriffen.
Kurt Bauer, verantwortlich für Fernzugverbindungen bei den ÖBB, sagt: "Mit dem Nachtzug wollen wir Geschäftsreisende gewinnen."
Auf den Spuren des Orientexpress
Die Strecke Paris - Wien gilt als besonders beliebte Zugreise. Rollte dort doch bis 2009 auch der Orientexpress, den Agatha Christie in einem ihrer Kriminalromane verewigte.
Neben Business-Reisenden und Krimifans werden auch umweltbewusste Tourist:innen anvisiert, die sich im Urlaub Zeit lassen wollen. So liegen auf der Strecke Paris - Wien auch andere Städte-Highlights, wie die Mozartstadt Salzburg, München und Straßburg.
Jean-Baptiste Guenot, bei der SNCF verantwortlich für Europareisen, sagte: "Unsere Kunden sind immer sensibilisierter, wenn es um die Umwelt geht. Vor allem die Jungen, aber nicht nur..."
Weniger umweltschädlich
Züge stoßen weniger Treibhausgase aus als ein Flugzeug: im Verhältnis etwa 20kg Kohlendioxid statt 200kg mit Flieger.
Das Interesse und Reisenden ist groß. So sollen zwei weitere Nachtverbindungen folgen: die Strecken Paris - Berlin und Zürich - Barcelona. Im Einsatz sind Nachtzüge neben Frankreich und Österreich bereits in Deutschland, Polen, der Tschechischen Republik, Ungarn, Kroatien und Italien.
Vor drei Jahren galt er noch als überholt, abgehängt von Billigfliegern und günstigen Reisebussen. Doch die umweltbewusstere Haltung vieler Menschen verhalf dem Nachtzug zum Comeback.