Frontex-Operation am Ärmelkanal: "Verzweifelte Menschen werden fahren"

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Von Anelise Borges
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Anelise Borges berichtet aus Nordfrankreich.

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Der dänische Pilot Michael Munkner ist nach fünfeinhalb Stunden Flug über dem Ärmelkanal zurück auf der Basis.

Er ist der Kommandant der Frontex-Operation "Opal Coast", die die Region überwacht, seit im vergangenen Monat ein Floß mit Flüchtlingen unterging und 27 Menschen starben.

Munkner sagt: "Ich kann Ihnen ein paar Fotos von den verschiedenen Camps zeigen, insbesondere den Camps in Calais und Dünkirchen. Wir überwachen die Camps, um zu sehen, wie das Leben da verläuft, was sie tun, ob sie sich auf die Abfahrt vorbereiten und wir schauen natürlich auch an den Stränden, ob jemand losfährt."

Frontex führt auf Anfrage Frankreichs Flüge über das Gebiet durch – und die Mission soll bis Ende des Jahres laufen.

Auch wenn die Beamten zugeben, dass Gespräche über eine Verlängerung ihres Mandats geführt werden, haben einige hier Zweifel daran, wie wirksam die Maßnahmen sind.

Munkner ist überzeugt: "Wenn Menschen verzweifelt genug sind, werden sie es versuchen. Ich hoffe nur, dass wir dann da sind, um den Verlust von Menschenleben zu verhindern."

Elyaas Ehsas stimmt zu, dass Menschen trotz großer Hindernisse sich weiter auf den Weg über den Ärmelkanal machen werden. Er meint: "Wenn sie in ihrem Heimatland bleiben könnten, würden sie bleiben. Aber: Wenn jemand in dein Land kommt und dir alles weg nimmt, was tust du dann?"

Elyaas Ehsas hat Afghanistan vor sechs Jahren verlassen. Schweden lehnte seinen ersten Asylantrag ab.

Elyaas Ehsas erklärt: "Einer der Gründe, warum Menschen nach Großbritannien wollen, ist, dort gilt das Dublin-Abkommen nicht. Sie denken, es gibt dann keine EU-Vorschriften, keine Fingerabdrücke, und sie hoffen, sie können in Großbritannien zumindest eine Weile bleiben und sich ein neues Leben aufbauen."

Die Dublin-Verordnung regelt unter anderem, dass Asylbewerberinnen und Asylbewerber in dem Land registriert werden, in dem sie die EU betreten. Damit soll sichergestellt werden, dass jeder Asylantrag nur von einem Mitgliedstaat inhaltlich geprüft wird.

Elyaas Ehsas ist es gelungen, in Frankreich einen Asylantrag zu stellen. Doch sollte dieser abgelehnt werden, so sagt er, sei auch er zu allem bereit, um nicht nach Afghanistan zurückgeschickt zu werden. Auch er habe schon daran gedacht, die Überfahrt über den Ärmelkanal zu versuchen.

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