Gesundheitsminister Lauterbach: "Wir müssen mit einer fünften Welle jetzt sicher rechnen"

Gesundheitsminister Lauterbach und RKI-Chef Wieler an diesem Mittwoch in Berlin
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Von Euronews mit dpa
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Um der Omikron-Variante den Wind aus Segeln zu nehmen, will Gesundheitsminister Lauterbach eine offensive Booster-Kampagne fahren.

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Der deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat angesichts der drohenden Omikron-Welle in Deutschland für die Booster-Kampagne geworben. Die Booster seien "essenziell" im Kampf gegen die zuerst in Südafrika beschriebene Variante, die sich rasend schnell ausbreitet.

Der Rückgang bei den Neuinfektionen zeige, dass man die Delta-Variante langsam im Griff habe. Allerdings lasse sich eine fünfte Welle durch die Omikron-Variante nicht mehr verhindern. "Wir müssen mit einer fünften Welle jetzt sicher rechnen", sagte Lauterbach wörtlich.

Die Booster-Impfungen seien der "wichtigste Baustein in der Bekämpfung der Omikron-Welle", so Lauterbach, sie böten "eine Schutzwirkung von deutlich über 90 Prozent", um schweren Covid-19-Verläufen vorzubeugen. Er hoffe, dass diese durch die dritte Impfung selten würden.

Bereits 27 Millionen Menschen "geboostert"

Auch das von Kanzler Olaf Scholz (SPD) angekündigte Ziel, bis zum Jahresende 30 Millionen Menschen in Deutschland mit einer Auffrischungsimpfung erreicht zu haben, ist in greifbarer Nähe. Bislang hätten 27 Millionen Menschen in Deutschland einen "Booster" erhalten. Lauterbach appellierte an Ärzt:innen, auch über die anstehenden Feiertage weiter zu impfen. Dazu kündigte Lauterbach die Vergütung nach dem Feiertags-Satz von 36 Euro pro Impfung an.

Viele Menschen werden derzeit mit dem Impfstoff des US-Konzerns "Moderna" geimpft. Er hat sich ersten Untersuchungen zufolge auch gegen die Omikron-Variante als sehr wirksam erwiesen. Lauterbach lobte Modernas Vakzin als "besonders guten Impfstoff".

Lauterbachs erklärtes Ziel ist es zudem, bis Ende Januar mindestens 30 Millionen weitere Menschen zu "boostern". Er betonte, dass man schon bald den erst kürzlich zugelassenen, traditionell hergestellten Impfstoff von "Novavax" verimpfen könne. Deutschland habe vier Millionen Dosen des Impfstoffs bestellt.

Der Präsident des Robert-Koch-Instituts betonte die Wichtigkeit von Kontaktbeschränkungen, er bezeichnete die als das wichtigste Mittel im Kampf gegen das Virus. Er lobte, dass sich viele Menschen daran halten würden und lenkte ein, dass die härteren Einschränkungen ab dem 28.12., auf die sich das Bund-Land-Treffen am Dienstag verständigt hatten, "adäquat" seien.

Zwist zwischen RKI und Gesundheitsministerium

Das Robert Koch-Institut hatte gestern vor der Bund-Länder-Konferenz schärfere Maßnahmen gegen die Ausbreitung der Omikron-Variante gefordert. Dies war bei der Bundesregierung nicht gut angekommen. Gesundheitsminister Karl Lauterbach musste einräumen, dass die Veröffentlichung der RKI-Einschätzung nicht abgestimmt gewesen sei.

Lauterbach hatte grundsätzlich klar gestellt, dass es keine "roten Linien" in Bezug auf eine mögliche Ausweitung der Corona-Beschränkungen in Deutschland geben wird.

Die Chef:innen der Bundesländer hatten sich mit Bundeskanzler Olaf Scholz im Wesentlichen auf eine Ausweitung von Kontaktbeschränkungen nach Weihnachten und die Absage von Großveranstaltungen wie Fußball-Bundesligaspiele geeinigt.

Ethikrat ist für die Ausweitung der allgemeinen Impfpflicht

Am Dienstag morgen hatte der Deutsche Ethikrat die Ausweitung der gesetzlichen Impfpflicht gegen Covid-19 befürwortet. Bislang ist beschlossen, dass sich Beschäftigte im Gesundheitswesen ab Mitte März impfen lassen müssen. Nun hat der Rat dafür plädiert, die allgemeine Impfpflicht auf "wesentliche Teile der Bevölkerung" auszudehnen. Zur Begründung sagte das Gremium, das die Bundesregierung in ethischen Fragen der Corona-Pandemie berät, dass hohe Impfquoten entscheidend für die Kontrolle der Pandemie seien.

20 der insgesamt 24 Mitglieder:innen des Ethikrates stimmten für die weitergehende Impfpflicht. Bund und Länder hatten den Ethikrat um eine Stellungnahme gebeten.

Der Bundestag will Anfang 2022 ohne Fraktionsvorgaben über eine allgemeine Corona-Impfpflicht in Deutschland entscheiden. Das hat Bundeskanzler Olaf Scholz angekündigt.

Hintergrund ist die Angst vor der Ausbreitung der Omikron-Variante des Coronavirus in Deutschland. Bislang spiegelt sich die Variante noch nicht bei der Zahl der Neuinfektionen wider. Dem Robert Koch-Institut wurden heute von den deutschen Gesundheitsämtern 45.659 Neuinfektionen gemeldet. Das ist ein Rückgang um 5.642 Fälle im Vergleich zum Mittwoch vor einer Woche.

Die Sieben-Tage-Inzidenz sank nach mehreren Tagen über dem Wert von 300 auf 289. Vor einer Woche lag der Wert bei 353, im Durchschnitt des gesamten Novembers betrug die Inzidenz 386,5.

Die Zahl der neu gemeldeten Todesfälle in Verbindung mit Covid-19 stieg heute auf 510. Vor einer Woche waren es 453.

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