"Apretude": Die Impfung, die vor einer HIV-Ansteckung schützt

Eine Impfung wird vorbereitet, Symbolbild
Eine Impfung wird vorbereitet, Symbolbild Copyright AP Photo/Matt Rourke, File
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Von Euronews
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Expert:innen erhoffen sich viel vom ersten injizierbaren Medikament, das das Ansteckungsrisiko für HIV verringert.

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Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat das weltweit erste injizierbare Medikament zur Verringerung des Infektionsrisikos gegen HIV zugelassen.

Bei dem neuen Medikament namens "Apretude" handelt es sich um eine Spritze, die alle zwei Monate verabreicht wird und eine Alternative zu HIV-Präventionspillen wie "Truvada" und "Descovy" darstellt. Werden diese Medikamente so eingenommen wie vorgeschrieben, verringert sich laut der US-Infektionsschutzbehörde CDC das Risiko, sich mit dem HI-Virus anzustecken um 99 Prozent.

Vorteil: Keine täglich einzunehmenden Medikamente

In den Studien, die vor der Zulassung durchgeführt wurden, kam heraus, das "Apretude" das HIV-Risiko mit größerer Wahrscheinlichkeit reduziert als die tägliche Pille - um 69 Prozent unter homosexuellen Männern und transsexuellen Frauen, die mit Männer Geschlechtsverkehr haben und um 90 Prozent unter gleichgeschlechtlichen Frauen. Dass "Apretude" eine höhere Wirksamkeit zeigte als die tägliche Pille schreiben Forscher:innen der Tatsache zu, dass das Medikament nur selten vergessen wird. Es sei leichter, an eine Spritze aller zwei Monate zu denken, als täglich ein Medikament einzunehmen.

"Die heutige Zulassung ist ein wichtiges Instrument im Kampf gegen die HIV-Epidemie, denn sie bietet die erste Möglichkeit zur HIV-Prävention, die nicht die tägliche Einnahme einer Pille erfordert", erklärte Dr. Debra Birnkrant, Direktorin der Abteilung für antivirale Medikamente der FDA in einer Pressemitteilung der FDA.

"Diese Injektion, die alle zwei Monate verabreicht wird, wird für die Bekämpfung der HIV-Epidemie in den USA von entscheidender Bedeutung sein, einschließlich der Unterstützung von Hochrisikopersonen und bestimmten Gruppen, für die die Einhaltung der täglichen Medikamenteneinnahme eine große Herausforderung oder keine realistische Option darstellt", so Birnkrant.

Nur 25 Prozent aller Risikogruppen erhalten PrEP

Trotz Fortschritten bei der Präexpositionsprophylaxe (PrEP) gegen HIV in den vergangenen Jahren haben in den USA nach Angaben der US-Infektionsschutzbehörde CDC nur 25 Prozent der Betroffenen, für die PrEP empfohlen wird, auch erhalten. Schätzungen der CDC zufolge greifen rund 285.000 Menschen, überwiegend schwule oder bisexuelle Männer, darauf zurück.

Die Hoffnung ist, dass das neu zugelassene, lang wirkende Injektionsmittel - hergestellt von ViiV Healthcare, das sich mehrheitlich im Besitz von GlaxoSmithKline befindet - die Adhärenz erleichtern, die PrEP-Nutzung erhöhen und die nationale HIV-Rate senken wird.

Expert:innen hoffen nun, dass mit dem Langzeitschutz durch die Impfung die HIV-Rate in den USA deutlich verbessern wird.

Medikamente kaum erschwinglich

Allerdings hat die Sache einen Haken. Denn die Kosten für die PrEP-Pillen sind enorm. Bislang mussten viele Menschen sie zumindest teilweise selber tragen, auch wenn sie krankenversichert waren. Für ein entsprechendes Rezept müssen Patient:innen Labortests machen und Klinikaufenthalte in Kauf nehmen, deren Kosten nicht zwingend erstattet wurden. Vergangenen Juli hat die US-Regierung erklärt, dass diese zusätzlichen Kosten von den Krankenversicherern übernommen werden müssen.

Doch das gilt nicht für das frisch zugelassene Medikament. Die Kosten für eine einmalige Injektion belaufen sich auf 3.700 US-Dollar, ein Preis den sich viele derjenigen, die in eine Risikogruppe fallen, nicht leisten können.

Weitere Quellen • NBC, Live Science

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