"Untergang der UdSSR ein großer Verlust": Sowjet-Nostalgie in Russland

Menschen legen am Grab des ehemaligen sowjetischen Präsidenten Josef Stalin Blumen nieder
Menschen legen am Grab des ehemaligen sowjetischen Präsidenten Josef Stalin Blumen nieder Copyright Alexander Zemlianichenko/AP Photo
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Von Galina PolonskayaEuronews
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Viele Menschen in Russland, die einen Teil ihres Lebens in der Sowjetunion verbracht haben, erinnern sich mit Wehmut an die UdSSR.

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Vladimir Krylov war gerade ein Jahr alt, als die Sowjetunion zusammenbrach. Als Student begann er sich für den Kommunismus und dessen Ideologie zu interessieren.

Für den 33-Jährigen ist der Untergang der UdSSR ein großer Verlust: "Ein stabiler, gut funktionierender Staat ist zusammengebrochen. Ein sehr großes Land, das sehr viel Potenzial hatte und große Ressourcen besaß – das war ein sehr großer Verlust."

Russland: Fast zwei Drittel vermissen die Sowjetzeiten

Viele Menschen in Russland, die einen Teil ihres Lebens in der Sowjetunion verbracht haben, erinnern sich an die UdSSR: "Meine gesamte Kindheit verbrachte ich in der Sowjetunion", sagt eine Frau. Eine andere Passantin erklärt, dass es früher "natürlich besser" in der Sowjetunion gewesen sei.

Die Menschen haben die Armut und die Repression vergessen.
Lew Gudkow
Lewada-Zentrum

Eine kürzlich durchgeführte Umfrage des Levada-Zentrums ergab, dass eine Mehrheit der Russinnen und Russen, 63 Prozent, den Zusammenbruch der UdSSR bedauern.

Lew Gudkow, wissenschaftlicher Direktor des Lewada-Zentrums, erklärt: "Das ist nicht nur eine idealisierte Einstellung zu dem, was geschehen ist – die Menschen haben die Armut und die Repression vergessen. Es ist ein Ausdruck der Unzufriedenheit mit der gegenwärtigen Situation."

Experten sehen die Hauptgründe für die Trauer über den Untergang der Sowjetunion im Verlust der Vorstellung, einmal zu einer Großmacht und einem einheitlichen Wirtschaftssystem gehört zu haben.

"Politik will Vergangenheit verherrlichen"

Der Ko-Vorsitzende der Moskauer Helsinki-Gruppe Wjatscheslaw Bakhmin sagt, dass die gesamte Politik des Landes darauf abziele, die Vergangenheit zu verherrlichen. "Die Vergangenheit der Sowjetunion, in der wir stark und mächtig waren, in der wir auf Augenhöhe mit anderen Großmächten waren und unsere Position diktieren konnten. Dies wird durch die im Land vorherrschenden Medien verbreitet."

In vielen der ehemaligen Sowjetrepubliken hat man sich radikal vom sowjetischen Modell entfernt und sowjetische Symbole verboten. In Russland kommt das nicht in Frage. Die Behörden hier sagen, dass die Sowjetära ein Teil der russischen Geschichte sei, der nicht ausgelöscht werden solle.

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