Ein Jahr Brexit: Mehr Frust als Lust

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Von Frank Weinert
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Der Brexit als Allheilmittel für Großbritannien. Nach einem Jahr sehen das Viele ganz anders.

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Diese Familie von Fischern glaubte: Alles würde nach dem EU-Ausstieg besser werden – doch nun ist sie mit den harten Realitäten des Brexit konfrontiert. Bislang konnten die Fischer ihre Ware mühelos exportieren, alles geregelt – doch jetzt herrscht vor allem Unsicherheit, sagt Fischer Dave Driver: "Sie haben immer weiter gemeckert, aber ja, die Fischer werden ein besseres Leben haben, sie werden mehr Fisch bekommen, können mehr Gewässer befischen, und das... Ich glaube, das hat eine Menge Leute dazu gebracht, für den Brexit zu stimmen, und es hat nicht funktioniert, oder?

Diese Käserei macht keine Geschäfte mehr mit Kunden vom europäischen Festland. Das heißt: Ein Viertel des Umsatzes ist futsch, so Simon Spurrell von der Hartington Creamery: "Man hat uns versprochen, dass der Handel ohne Reibungsverluste genau so weitergehen würde wie bisher. Doch das war eine glatte Lüge, denn was wir jetzt erleben, ist das genaue Gegenteil davon".

Aber vielleicht sind es gerade diejenigen, die sich auf die Freizügigkeit verlassen haben, die am meisten gelitten haben - wie Narzissenzüchter Kevin Haynes: "Das größte Problem ist das Personal, wir hatten 100, 150 Leute, die pflückten, und jetzt sind es nur noch 25".

Diese Farm zum Beispiel findet für fast eine Million Tonnen Zucchini keine Abnehmer mehr. Ein landwirtschaftlicher Betrieb, der sich schon verkleinern musste, geht den Bach hinunter. Die Arbeitskräfte aus der EU bleiben weg, beklagt Julian Marks, Geschäftsführer von "barfoots of botley": "Die Einschränkung der Freizügigkeit hatte verheerende Auswirkungen, aber nicht nur auf den Gartenbau oder die Landwirtschaft, sondern auf so gut wie jeden Sektor. Wo Menschen aus dem Ausland jahrelang in diesen Sektoren gearbeitet haben, gehen sie jetzt nach Hause...".

Für Schweinehalter gibt es einen Produktionsstau – aufgrund eines massiven Mangels an Schlachtern, so Schweinezüchterin Sophie Hope: "Es war ein harter Kampf... Grund für ein paar schlaflose Nächte und angstvolle Tage. Auf dem Hof stauen sich so viele Schweine, und es gibt einfach keinen Platz mehr für sie.“

Und für das Gastgewerbe und den Tourismus, ein Sektor, der bisher auf europäische Vollzeitkräfte angewiesen war, waren die letzten 12 Monate von Anfang bis Ende schwierig. Ein Fünf-Sterne-Hotel direkt neben dem Buckingham Palast: Kürzlich wurden Gäste aus dem Restaurant abgewiesen – wegen Personalmangels. Den beklagt Malcolm Hendry vom "Rubens At the Palace Hotel": "Wenn wir glauben, dass ändere sich im nächsten Monat oder in ein paar Monaten, dann wird das nicht der Fall sein. Und nicht in der Lage zu sein, Personal aus ganz Europa zu rekrutieren, wo wir doch seit vielen Jahren daran gewöhnt sind, das zu tun, ist der eigentliche Grund für die Herausforderung.“ Ein weit verbreitetes Problem - in Restaurants und Bars im ganzen Land, bestätigt Restaurantbesitzerin Asma Khan: "Für uns war es wegen des akuten Personalmangels beinahe traumatisch, und es war wirklich schwierig mit den Lieferungen, es gibt keine Garantie, dass irgendetwas kommt".

Die britische Regierung hingegen sagt, dass der Übergang nicht einfach sei und dass die Vorteile des Brexit bald für alle spürbar sein würden.

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