MV-Werften stellen Insolvenzantrag - 1.900 Arbeitsplätze bedroht

Kreuzfahrtschiff "Global Dream", MV Werften Wismar, 7. Januar 2022
Kreuzfahrtschiff "Global Dream", MV Werften Wismar, 7. Januar 2022 Copyright Jens Büttner/(c) dpa-Zentralbild
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Von Andrea Büring mit dpa, ap
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Die Coronakrise wirft auch ihre Schatten auf die Schifffahrt. Das spüren nun die Beschäftigten der MV-Werften.

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Die MV Werften haben Insolvenz beantragt. 1.900 Arbeitsplätze sind bedroht.

Deutschland macht dafür den in Malaysia ansässigen Eigentümer Genting Group verantwortlich, da sich der Mischkonzern geweigert habe, einen Beitrag zu einem staatlichen Rettungsplan zu leisten.

Bis zuletzt hatten Bund, Land und der Eigentümer Genting Hongkong um ein Rettungspaket gerungen. Der Bund ist dem Vernehmen nach zu einem Rettungspaket und weiteren Hilfen bereit, wollte aber nicht von seiner Forderung nach einem Eigenbeitrag des Eigentümers abrücken.

Die MV Werften waren wegen des Baus eines großen Kreuzfahrtschiffes in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Es war ihnen nicht gelungen, die Finanzierung des zu rund 75 Prozent fertigen und rund 1,5 Milliarden Euro teuren Schiff-Neubaus zu sichern. Es gilt als eines der größten je gebauten Kreuzfahrtschiffe und war ausschließlich für den asiatischen Markt gedacht.

Kreuzfahrtschiff als Sicherheit für die Finanzspritze

Die Bundesregierung hatte schon vor Weihnachten einen Vorschlag zur Rettung der angeschlagenen Werften in Mecklenburg-Vorpommern und Bremerhaven vorgelegt. Konkret sollte das riesige Kreuzfahrtschiff "Global Class 1" mit rund 600 Millionen Euro aus einem staatlichen Fonds fertig gebaut werden.

Im Gegenzug verlangte das Wirtschaftsministerium einen Eigenbeitrag des Eigentümers von 60 Millionen Euro - mindestens 10 Prozent der Gesamtsumme. Als Sicherheit für die Finanzspritze des Bundes sollte das Schiff verwendet werden. Auch die Landesregierung ist zu einer Finanzspritze bereit.

Die Eigentümer haben unser Hilfsangebot abgelehnt, der Insolvenzantrag ist das Ergebnis.
Robert Habeck
Bundeswirtschaftsminister

"Die deutsche Regierung hat alles getan, um die Insolvenz von MV Werften zu verhindern und damit Arbeitsplätze zu retten", sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck. "Doch die Eigentümer haben unser Hilfsangebot abgelehnt, der Insolvenzantrag ist das Ergebnis."

Habeck sprach von einer "bitteren Nachricht" für die Beschäftigten in dem wirtschaftlich angeschlagenen Bundesland Mecklenburg-Vorpommern. Bund und Land würden in den kommenden Wochen weiter über die Zukunft der Werft beraten.

Corona überschattet Schifffahrt

Genting hatte die Werften in Rostock, Wismar und Stralsund 2016 als Reaktion auf den damals boomenden Kreuzfahrt-Markt erworben, um dort für konzerneigene Reedereien Schiffe bauen zu lassen. Doch mit dem Einbruch der Branche infolge der Corona-Krise geriet der asiatische Mutterkonzern in Schwierigkeiten, die bis heute anhalten.

Die finanziellen Probleme des Unternehmens waren auch der Auslöser dafür, dass am Montag die Insolvenz einer anderen deutschen Werft, der Lloyd-Werft in Bremerhaven, beantragt wurde.

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