Helfer sahen ihn nicht: Mann aus Tonga schwimmt 24 Stunden im Meer nach Tsunami

Aufräumen in Nuku’alofa, Tonga, am 20. Januar 2022, nachdem ein Tsunami weite Teile der pazifischen Inselgruppe zerstörte.
Aufräumen in Nuku’alofa, Tonga, am 20. Januar 2022, nachdem ein Tsunami weite Teile der pazifischen Inselgruppe zerstörte. Copyright Marian Kupu/Marian Kupu/Broadcom Broadcasting
Copyright Marian Kupu/Marian Kupu/Broadcom Broadcasting
Von Euronews mit Efe
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button

24 Stunden, die sich wie das Skript eines Katastrophenfilms lesen: Lisala Folau kletterte auf einen Baum, wurde von Wellen weggetragen und harrte 24 Stunden - teiweise in der Dunkelheit - aus, bis Hilfe kam.

WERBUNG

Von einer riesigen Welle mitgerissen, schwamm ein Mann in Tonga mehr als 24 Stunden lang im Meer, bevor er gerettet wurde.

Lisala Folau war dabei in seinem Haus zu streichen, als er von der Tsunami-Warnung hörte. In einem Radiointerview bei Tongas Broadcom Broadcasting erzählte er von dem Erlebten. Seine dramatische Geschichte verbreitete sich in den sozialen Medien wie ein Lauffeuer. 

Zwar hatten ihn sein Bruder und sein Neffe gewarnt und waren zur Hilfe gekommen, die Wellen kamen aber schneller als sie sich retten konnten. Er schaffte es noch, auf einen Baum zu klettern. Doch als er dachte, die Gefahr sei vorüber und er vom Baum herunterkam, wurde er von einer Welle mitgerissen.

"Dabei muss man bedenken, dass ich behindert bin. Ich kann nicht gut laufen, und wenn ich es tue, denke ich, dass sogar ein Baby schneller laufen kann als ich", sagte er laut einer Übersetzung, die von einem Redakteur von Broadcom Broadcasting auf Facebook gepostet wurde.

Nachdem er bereits stundenlang auf dem Meer schwamm, hörte der pensionierte Schreiner seinen Sohn rufen, beschloss aber, nicht zu antworten, damit sein Sohn sich nicht selbst in Gefahr brächte, um ihn zu retten.

Er ließ sich von der Meeresströmung treiben, um so irgendwie zu überleben. Mehr als einmal kamen Rettungsboote vorbei, doch sie sahen ihn nicht winken. Im Radiointerview erzählte er, wie er an seine Familienmitglieder dachte und sich Sorgen um sie machte.

"Ich trieb einfach nur, während ich von den großen Wellen, die auf mich zukamen, umhergeschleudert wurde", sagte der 75-jährige Überlebende, der die Insel Tongatapu, 7,5 Kilometer von Atata entfernt, am Sonntag gegen 22 Uhr erreichte - mehr als 24 Stunden, nachdem das Meer ihn mitgerissen hatte.

Atata ist eine der kleinen Inseln, die von dem Tsunami vollständig zerstört wurden, 60 Menschen leben auf ihr.

Der Tsunami wurde durch den Ausbruch des Unterwasservulkans Hunga Tonga Hunga Ha'apa ausgelöst - eine der heftigsten Eruptionen der vergangenen Jahrzehnte.

Folaus Geschichte ist einer der ersten Berichte von Überlebenden, die die Medien erreichen. Das Inselreich war fünf Tage lang praktisch von der Kommunikation abgeschnitten, weil ein für Telefon- und Internetverbindungen wichtiges Unterseekabel beschädigt war.

Bislang wurden in Tonga drei Todesopfer gemeldet, die Schäden noch nicht beziffert werden konnten, da ein Großteil der 169 Inseln isoliert ist und die Rettungskräfte nur schwer Zugang zu den am stärksten betroffenen Gebieten haben.

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

Während Sonnenfinsternis: Vulkan spuckt weiter Lava

Zwei Naturschauspiele: Nordlichter tanzen über Vulkan bei Grindavík

Bisher längster Ausbruch des Vulkans auf Island bei Grindavik