Gefangen im Iran: inhaftierter Franzose erscheint vor Revolutionsgericht

Demo für die Freilassung von Benjamin Brière in Paris, Januar 2022.
Demo für die Freilassung von Benjamin Brière in Paris, Januar 2022. Copyright Adrienne Surprenant/AP
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Von Julika Herzog mit AFP und AP
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Ein seit Mai 2020 im Iran inhaftierter Franzose, dem "Spionage" und "Propaganda" vorgeworfen wird, erschien diesen Donnerstag vor dem Teheraner Revolutionsgericht.

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Ein seit Mai 2020 im Iran inhaftierter Franzose, dem "Spionage" und "Propaganda" vorgeworfen wird, erschien diesen Donnerstag vor dem Teheraner Revolutionsgericht.

Auf Van-Trip Drohnenfotos im Nationalpark gemacht und verhaftet

Benjamin Brière, der mit einem Van den Iran erkundet hatte, wurde nachdem er in einem iranischen Naturpark per Drohne Fotos gemacht hatte, verhaftet und sitzt seitdem in einem Gefängnis in Maschhad im Norden des Irans.

Zudem soll er in Onlinenetzwerken die Frage gestellt haben, weshalb das Tragen eines Kopftuches im Iran "Pflicht" sei, während es in anderen islamischen Ländern "optional" sei.

Benjamin Brière befindet sich seit Ende Dezember im Hungerstreik und sei heute körperlich und psychisch sehr geschwächt, so sein Anwalt Philippe Valent gegenüber der französischen Nachrichtenagentur AFP.

Geiseln im Iran- Faustpfand bei Verhandlungen mit westlichen Regierungen

Seine Angehörigen, allen voran seine Schwester Blandine Brière, setzen sich unermüdlich für seine Freilassung ein. Ihr Bruder sei "grundlos" inhaftiert worden und zu einem "Werkzeug in Verhandlungen" geworden, die "außerhalb seiner Kontrolle liegen", erklärte sie gegenüber der französischen Zeitung Le Point.

Brière ist zur Zeit der einzige im Iran inhaftierte Ausländer, der keinen iranischen Pass besitzt. Insgesamt sitzen mehr als ein Dutzend Iraner und Iranerinnen mit doppelter Staatsbürgerschaft im Iran in Haft.

Menschenrechtsgruppen kritisieren, dass sie von Iran als Faustpfand bei Verhandlungen mit westlichen Regierungen eingesetzt werden. Auf Spionage steht im Iran die Todesstrafe, für "Propaganda gegen das System" wird bis zu ein Jahr Haft verhängt.

Französisch-iranische Forscherin Fariba Adelkhah seit 2019 in Haft

So auch die französisch-iranische Forscherin Fariba Adelkhah.Die 62-jährige Anthropologin von der Sorbonne-Universität wurde im Mai 2019 während einer Reise in den Iran festgenommen und wurde wegen "Spionage" vor Gericht gestellt. Von dem Vorwurf wurde sie zwar freigesprochen, aber wegen "Verschwörung gegen die nationale Sicherheit" zu sechs Jahren Haft verurteilt.

Seit Oktober 2020 stand sie in Teheran unter Hausarrest und wurde Mitte Januar erneut inhaftiert wegen angeblichen Verstosses gegen ihren Hausarrest. Ihr Begleiter und Ehemann Roland Marchal war ebenfalls festgenommen worden, bevor er im März 2020 im Rahmen eines Austauschs mit einem in Frankreich inhaftierten iranischen Ingenieur freigelassen wurde.

Nazanin Zaghari-Ratcliffe: sechs Jahre ohne ihre Tochter

Ebenfalls Schlagzeilen macht der Fall der britisch-iranischen Staatsbürgerin Nazanin Zaghari-Ratcliffe. Die Projektleiterin der Thomson-Reuters-Stiftung, die weltweit Journalisten ausbildet, wurde 2016 wegen "Gefährdung der nationalen Sicherheit" verhaftet.

Sie wollte damals mit ihrer heute siebenjährigen Tochter ihre Eltern im Iran besuchen. Im April 2021 wurde sie erneut zu einem Jahr Haft verurteilt, wegen "Propaganda".

Unterstützerinnen gehen davon aus, dass die 42-jährige Iran als Druckmittel im Rechtsstreit über die Rückzahlung von 400 Millionen Pfund dient, die Großbritannien Teheran schulden soll. Teheran bestreitet das.

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