Der emeritierte Papst Benedikt XIV. soll Missbrauchs-Täter in seiner Zeit als Erzbischof in München und Freising geschützt haben, zu diesem Fazit kommt ein heute vorgesteller Bericht.
Von 1977 bis 1982 war Joseph Ratzinger in München und Freising Erzbischof. Ein neues Gutachten belastet den emeritierten Papst jetzt schwer. In vier Fällen wird ihm Fehlverhalten vorgeworfen, davon zwei während seiner Amtszeit.
Die Täter seien trotz Kenntnis ihrer Taten weiter in der Seelsorge eingesetzt worden, um die Opfer habe man sich nicht gekümmert. Auch kirchenrechtliche Maßnahmen seien nicht eingeleitet worden.
In einem der Fälle sei ein Priester aus dem Ausland versetzt worden. Nach Ansicht der Untersuchenden sei es unwahrscheinlich, dass Ratzinger nicht von der Vorgeschichte des Mannes gewusst habe.
Ratzinger habe mit den Ermittelnden kooperiert und schriftlich zu den Vorgängen Stellung genommen. Vorwürfe habe er aber strikt von sich gewiesen und Unkenntnis und unzureichendes Kirchenrecht angegeben.
Der Fall X.
1980 war Benedikt XIV. zuständiger Kardinal bei der Übernahme des Priester X., dieser sei "pädophil strukturiert" gewesen. Ein weiterer Priester sagte aus, Ratzinger habe die Umstände der Person und des Einsatzes von Priester X. gewusst, wann sei aber nicht klar.
Am 14.12.2021 nahm der - emeritierte - Papst Benedikt Stellung zu den Anschuldigungen, was die verspätete Veröffentlichung des heute vorgestellten Berichts erklärt.
Es sei "überwiegend wahrscheinlich", dass Ratzinger von dem Grund der Versetzung von X. gewusst habe, so die Ermittelnden. Papst Benedikt habe bestritten in einer Sitzung anwesend gewesen zu sein, in der der Beschluss gefasst wurde, Priester X. zu übernehmen. Das sei "überraschend" weil Protokolle auf das Gegenteil hinwiesen, so Dr. Ulrich Wastl, Gutachter der Anwaltskanzlei Westphal Spilker Wastl (WSW), die mit den Bericht beautragt war.
Aufklärung und Aufarbeitung
Es sei dringend notwenig, Vorwürfe von sexueller Gewalt von einem unabhängigen Gremium zu prüfen und einen Raum zu schaffen, in dem nicht die Kirche selbst zu Missbrauchsvorwürfen ermittelt. Ein geschützter Raum müsse geschaffen werden.
Das Problem sei zudem, dass die Aufarbeitung oft ohne die Opfer und die Mitglieder der entsprechenden Gemeinde mit eingebunden werden. Es sei "unerlässlich" den Prozess unabhängig zu begleiten, um eine Spaltung der Kirchengemeinde zu vermeiden, so Dr. Wastl.
Hinsichtlich der umfangreichen Ermittlungen frage er sich aber auch, ob so eine Aufklärung heute noch möglich sei, so Wastl. Auf die Opfer sei bis 2010 keine Rücksicht genommen worden. Zahlreiche Studien seien zu diesem Ergebnis gekommen. Es gebe immer weniger Menschen, die Skandale, die teilweise lange zurückliegen, noch aufdecken könnten.