Aufschrei nach Reportage zu #MeToo-Skandal bei "The Voice of Holland"

Boos-Reportage zu THE VOICE OF HOLLAND
Boos-Reportage zu THE VOICE OF HOLLAND Copyright Screenshot YouTube BOOS
Von Euronews mit AFP, dpa, AP, BOOS
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Es ist der bisher größte MeToo-Skandal im niederländischen Fernsehen. Mehrere Frauen berichten von sexuellen Übergriffen durch einen Bandleader, einen Sänger und einen Rapper.

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Sogar Ministerpräsident Mark Rutte hat auf den bisher größten MeToo-Skandal im niederländischen Fernsehen reagiert und zu einer umfassenden Untersuchung der mutmaßlichen sexuellen Übergriffe bei "The Voice of Holland" aufgerufen.

Die Reporter des Programms BOOS haben die Anschuldigungen von 19 Frauen zusammengetragen, die über sexuelle Übergriffe berichten. Angeklagt werden zwei Juroren - der Rapper Ali B. und der Sänger Marco Borsato - und der Bandleader der Show Jeroen Rietbergen. Er soll Kandidatinnen sexuelle Fotos von sich per WhatsApp geschickt und vorgeschlagen haben, zusammen in einem Hotelzimmer zu übernachten.

RTL Nederland hat "The Voice of Holland" inzwischen aus dem Programm genommen. CEO Sven Sauvé behauptet, er habe erst durch die BOOS-Reportage von dem Skandal erfahren und verspricht die Aufklärung der Vorwürfe.

Was wusste TV-Produzent John de Mol?

Jeroen Rietbergen ist 50 Jahre alt und mit der Moderatorin Linda de Mol (57) verheiratet. Sie hat sich inzwischen von ihrem Lebensgefährten distanziert.

Linda de Mol ist die Schwester von John de Mol, der als Erfinder des modernen Reality TV gilt. Er hat auch "THE VOICE" ins Leben gerufen und ist Chef der Produktionsfirma Endemol, die weltweit zahlreiche Reality-Shows produziert. John de Mol wird verdächtigt, die Fälle von sexuellen Übergriffen vertuscht zu haben. Der Medienunternehmer hat nämlich zugegeben, dass er 2019 über unangemessenes Verhalten seines Schwagers informiert wurde. De Mol wollte aber seinem Schwager offenbar eine zweite Chance geben.

Der Mann, der mit Big Brother das Konzept des Reality-TV erfunden hat, erklärte, er sei "geschockt", fühle sich "persönlich verantwortlich" und die Opfer stünden an erster Stelle.

Serge Ligtenberg/AP2001
John de Mol, Chef der TV-Produktionsfirma EndemolSerge Ligtenberg/AP2001

Auf YouTube hatte BOOS unter dem Titel "THIS IS THE VOICE" berichtet.

Eine damals 18-jährige Kandidatin wirft dem Rapper Ali B. (40) vor, sie vor acht Jahren vergewaltigt zu haben. RTL hat die Zusammenarbeit mit ihm aufgekündigt.

Aber der Musiker beteuert - auch auf Instagram seine Unschuld.

Der Anwalt von Ali B. Bart Swier erklärt, Ali B. "glaubt zu wissen, um welches Mädchen es sich handelt. Vor langer Zeit, vor acht Jahren hatte er Sex mit ihr, aber von Vergewaltigung kann absolut keine Rede sein."

AP Photo/ Fred Ernst
Rapper Ali B. 2006AP Photo/ Fred Ernst

Die Anwältin einer der Frauen, Floor Oehlen, spricht von den Schuldgefühlen der Opfer, die sich selbst die Schuld geben: "Das führt dazu, dass Betroffene diese Gefühle lange mit sich herumtragen, nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen und sich deshalb aus Scham nicht trauen, sie mit anderen zu teilen. Aber verdammt, sie wurden missbraucht."

Dem Sänger Marco Borsato wird auch vorgeworfen, bei THE VOICE KIDS zwei damals 13 und 14 Jahre alte Mädchen belästigt zu haben. Er soll auf bekannt dafür sein, Frauen an den Hintern zu fassen.

Frank van Beek/AP
Marco Borsato - ARCHIVFrank van Beek/AP

Nicht nur Kandidatinnen der Show, auch Mitarbeiterinnen haben vom Fehlverhalten der Stars hinter den Kulissen berichtet.

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